Geschichte
Die Phönizier gründeten die Stadt als Handelsstützpunkt im 8. Jahrhundert v. Chr. Der ursprüngliche Name der Stadt kam aus dem Punischen und lautete Ziz (die Blume). Er bezog sich auf die Fruchtbarkeit der Landschaft. Den heutigen Namen gaben die Griechen, die den natürlichen Hafen Palermos begehrten: Panhormos = Ganzhafen, großer Hafen. 408,406 und 391 v. Chr. verteidigten die Karthager ihren Musterhafen gegen Syrakus und Flotten anderer Griechenstädte und entzogen ihr starkes Bollwerk der Hellenisierung.
Im Gegensatz zu anderen großen Städten Siziliens gelangte Palermo nie unter griechische Herrschaft, lag aber nahe der Grenze zum griechischsprachigen Ostteil der Insel.
275 v. Chr. gelang es König Pyrrhus von Epirus, die Hafenstadt für kurze Zeit zu besetzen.
Während des Ersten Punischen Krieges von 264 bis 241 v. Chr. war Palermo ein wichtiges Bollwerk der Karthager, bis es 254 v. Chr. von den Römern durch eine Meerblockade erobert wurde und den Namen Panormus erhielt. Unter Augustus siedelten sich ehemalige römische Legionäre an und Panormus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte auf Sizilien.
Nachdem die Vandalen im Jahr 429 ihr Reich in Nordafrika mit dem heutigen Tunesien als Zentrum gegründet hatten, fielen sie mehrfach in Sizilien ein und eroberten die Stadt. Palermo verlor an Bedeutung und fiel schließlich 535 an Ostrom.
Ein Aufschwung setzte erst wieder unter islamischer Herrschaft ein. Arabisch Balerm genannt, wurde Palermo 831 zur Hauptstadt der Emire von Sizilien und entwickelte sich durch den Anbau von Orangen- und Zitrusbäumen zu einem blühenden Wirtschaftszentrum. Der Hafen wurde ausgebaut und es entstanden neue Stadtviertel. Die damalige Einwohnerzahl wird auf etwa 100.000 bis 120.000 geschätzt. Unter den europäischen Städten hatten damals nur Byzanz und Córdoba mehr Einwohner. Es glich in der Größe den damaligen islamischen Metropolen, wie Kairo oder Bagdad. Laut Ibn al-Athir benutzte der muslimische Emir Muhammad b. Abdallah b. Aghlab, der von 832 bis 851 von Palermo aus Sizilien beherrschte, die Stadt als Ausgangspunkt für unablässige Plünderungen. Seit der Antike war Sizilien die Kornkammer der damaligen Welt und das begehrteste Agrarland des Mittelalters. Dies machte es zu einem Zankapfel unter den politischen Mächten.
1072 eroberten die Normannen unter Roger I. Palermo. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde es Hauptstadt der Grafschaft, ab 1130 des Königreichs Sizilien. Unter den normannischen Herrschern entstanden zahlreiche Kirchen und Paläste mit deutlich arabischen Stileinflüssen. Diese Bauten sind Zeugnis einer arabisch-byzantinisch-normannischen Symbiose in der Kunst. Beispiele dafür sind die Sommerresidenz La Zisa im Stil eines arabischen Wüstenschlosses oder die Kirchen San Giovanni degli Eremiti und San Cataldo mit ihren rot getönten Kuppeln. Am Normannenpalast und an der Kathedrale von Palermo sind die arabischen Stilelemente ebenfalls zu erkennen, aber der Gesamteindruck ging durch spätere An- und Umbauten verloren.
Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanzvollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule.
Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin geriet Sizilien unter die Herrschaft von Karl von Anjou, der die Hauptstadt seines Reichs nach Neapel verlegte. Palermo verfiel immer mehr und die Armut der Bevölkerung führte 1282 zur Sizilianischen Vesper. Mit diesem Aufstand endete die Herrschaft Anjous auf Sizilien. Tausende Franzosen wurden dabei von der einheimischen Bevölkerung getötet. Allein in Palermo starben 2000 Menschen.
In der Folgezeit nahmen die Aragonier, Österreicher und Bourbonen die Stadt in Besitz und sie verlor weiter an Bedeutung. 1860 zog Giuseppe Garibaldi in Palermo ein und ein Jahr später kam Sizilien zum neuen Königreich Italien.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Palermo schwer beschädigt. Viele Bewohner der Altstadt zogen um in neugebaute Siedlungen am Stadtrand und die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Zudem war Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gefährlichsten Städten Europas- 1981 bis 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem "Antimafia"-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985-2000) blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den fünfzehn ersten Städten Italiens.
Orlando veranlasste auch, durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder instand zu setzen. So wurde z.B. dank seiner Bemühungen 1997 das Teatro Massimo, eines der größten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet und seither mit Opernaufführungen sowie Konzerten kontinuierlich bespielt.
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