Geschichte
Im Gegensatz zu anderen Ortsgründungen in der Wildnis des ehemaligen Prussengaus Galinden Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die auf einer Landenge zwischen dem Kalben- und Lehleskersee entstandene Siedlung nicht im Weichbild einer Burg des Deutschen Ordens gegründet. Vielmehr wird die Besiedlung des Heinrichswalde genannten Kirchdorfes um 1336 dem Bischof des vom Orden unabhängigen Ermlandes Heinrich von Luter zugeschrieben. Erst um 1350 errichtete der Deutsche Orden nahe der Siedlung anstelle einer prussischen Anlage aus dem 6. Jahrhundert eine Burg, und 1379 übernahm er selbst die Hoheitsrechte über Heinrichswalde und unterstellte sie der Komturei Elbing. Zwischen 1350 und 1391 wurde eine Wehrkirche errichtet. Auf Grund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung verlieh 1386 der Hochmeister des Ordens, Konrad Zöllner von Rotenstein, dem Ort mit der Kulmer Handfeste das Stadtrecht und verlieh ihm zu Ehren des Großgebietigers und Obersten Spittler des Ordens, Siegfried Walpot von Bassenheim den neuen Namen Bassenheim, aus dem sich später Passenheim entwickelte. Zum ersten Schulheiß wurde Tiele Scheuenpflug ernannt, der mit Unterstützung des Obersten Spittlers die Stadt zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region entwickelte.
Während des 1414 ausgebrochenen so genannten Hungerkrieges wurde Passenheim von polnischen Truppen eingenommen und ausgeplündert. 1441 trat die Stadt dem Preußischen Bund bei, der sich gegen die finanzielle Ausbeutung der Städte durch den Deutschen Orden zu Wehr setzte. Während des letzten militärische Aufbegehrens des Ordens gegen Polen im so genannten Reiterkrieg wurde Passenheim 1521 von polnischen Truppen besetzt. Mit der Umwandlung des Ordensstaates in das Herzogtum Preußen im Jahre 1525 wurden auch die geistlichen Komturen durch weltliche Kreisverwaltungen abgelöst. Passenheim wurde dem Oberländischen Kreis mit Saalfeld als Amtssitz zugeordnet und dem Hauptamt Ortelsburg unterstellt. Ein Großbrand im Jahre 1583 zerstörte die Stadt zu großen Teilen, nur die Burg, die Kirche und neun Häuser blieben verschont. Um 1600 brach ein heftiger Streit mit der Nachbarstadt Ortelsburg über Schank- und Brauereirechte aus. Der Ortelsburger Amtshauptmann von Eulenburg wollte diese Privilegien der Stadt Ortelsburg verleihen, doch Passenheim fürchtete um seine wirtschaftliche Stellung. Die Auseinandersetzungen dauerten mehrere Jahre und erreichten ihren Höhepunkt mit einem Waffengefecht auf offenem Felde. Erst mit dem „Fundationsprivileg“ des Kurfürsten Johann Sigismund vom 23. März 1616 beendete den Konflikt zu Gunsten von Ortelsburg. Im gleichen Jahr wurde die Ordensburg abgerissen, ihre Steine fanden beim Bau des Rathauses Verwendung. Zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatte Passenheim etwa 300 Einwohner. Tatarische Hilfstruppen des polnischen Heeres, das zum 2. schwedisch-polnischen Krieg aufgebrochen war, überfielen am 19. November 1656 die Stadt und zerstörten sie durch Brandschatzung. Die in den Jahren 1709 bis 1711 im Land ausgebrochene Pestepidemie forderte in Passenheim 200 Todesopfer. Für eine wirtschaftliche Belebung sorgte die Verlegung einer preußischen Garnison nach Passenheim im Jahre 1742. 1746 wurden insgesamt 14 Bürgerhäuser durch einen Brand zerstört. Bereits im Jahr 1751 hat ein weiteres Feuer in kurzer Zeit fast die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt. Ein Grund für die schnelle Ausbreitung des Feuers waren die mit Stroh, Rohr oder Holzschindeln gedeckten Dächer in Passenheim. Die Brandschäden an der Kirche sollten eigentlich zügig repariert werden, doch hat sich die Planung bis 1763 hingezogen und auch danach hat es noch einige Jahre gedauert, bis die Kirche 1773 endlich wieder komplett in Stand gesetzt war.
Die preußische Verwaltungsreform von 1752 ordnete Passenheim dem neu geschaffenen Kreis Neidenburg zu. In den Jahren des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1762) war die Stadt von russischen Truppen besetzt. Während der napoleonischen Besetzung Preußens hielt sich Napoleon im Februar 1807 für einige Tage im Passenheimer Pfarrhaus auf. Die neuerliche Verwaltungsreform aus dem Jahre 1815 brachte für Passenheim abermals eine neue Kreiszuordnung mit sich. Am 1. Februar 1818 nahm der neue Landkreis Kreis Ortelsburg seine Tätigkeit auf und verwaltete nun auch Passenheim. 1854 errichtete sich die Stadt ein neues Rathaus im neugotischen Stil, das künftig den Mittelpunkt des Ortes bildete. 1859 wurde mit dem Bau der Chaussee von Allenstein über Passenheim nach Ortelsburg begonnen. Und obwohl wegen der geografisch ungünstigen Lage die 1883 eröffnete Eisenbahnlinie Allenstein - Joahnnisburg fünf Kilometer südlich an Passenheim vorbeigeführt wurde, stand das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts auch hier im Zeichen des industriellen Aufschwungs. Hatte es 1848 wegen der sich verschlechternden sozialen Lage noch mehrere Handwerkeraufstände gegeben, so hatten sich um die Jahrhundertwende über 70 Handwerksbetriebe etabliert, es gab mehrere Sägewerke, ein Kalksandsteinwerk, eine Mühle und eine Molkereigenossenschaft. 1899 nahmen eine Acetylen-Gasanstalt, 1904 ein Schlachthof und 1911 ein Wasserwerk den Betrieb auf. Bereits 1876 hatte sich die katholische Gemeinde auf dem Gelände der ehemaligen Ordensburg eine eigene Kirche errichtet. Die Zahl der Einwohner stieg von 1.956 im Jahre 1885 auf 2.074 im Jahre 1910.
Während die Kreisstadt Ortelsburg im Ersten Weltkrieg völlig zerstört wurde, blieb Passenheim ohne Schäden. Bei der durch den Versailler Vertrag angeordneten Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Ostpreußen oder Polen am 11. Juli 1920 stimmte eine große Mehrheit der Einwohner für den Verbleib in Ostpreußen. In den 1920er Jahren entstanden ein Elektrizitätswerk, ein neues Postamt und neue Gebäude für die evangelische und katholische Schule. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs entwickelte sich Passenheim zu einem Luftkurort und zum Zentrum für Wasser- und Wintersport. Die Einwohnerzahl stieg noch einmal an, 1939 lebten 2.409 Menschen in der Stadt. Im Januar 1945 wurde Passenheim von der Roten Armee erobert und stark zerstört. Nach der Übernahme durch die polnische Verwaltung wurden die noch nicht geflüchteten deutschen Einwohner zwangsweise in die deutschen Gebiete ausgesiedelt. Die Ortsbezeichnung wurde in Pasym abgeändert, das Stadtrecht bis 1997 entzogen.
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