Plombières
Dieser Artikel behandelt die belgische Gemeinde Plombières; die französische Gemeinde siehe unter Plombières-les-Bains
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Plombières (Bleiberg oder Bleyberg; auf Ersuchen des Ortes wird Bleyberg 1919 durch kgl. Beschluss der Ortsname Plombières gegeben) ist eine politische Flächengemeinde in Belgien im Dreiländereck zwischen dem belgischen Königreich, der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande. Die Gemeinde hat 9.672 Einwohner (1. Juni 2006) und gehört zur Wallonischen Region, zur Provinz Lüttich und zum Arrondissement (Bezirk) Verviers. Sie gehört ebenso zur internationalen B-D-NL Region Euregio Maas-Rhein.
Ein Teil der Gemeindegrenzen ist mit der Staatsgrenze identisch. Die Gemeinde liegt etwa 12 km westlich von Aachen (D), 17 km nördlich von Eupen (B), etwa 40 km östlich von Lüttich/Liège (B), 20 km östlich von Verviers (B) und 33 km süd-östlich von Maastricht (NL) entfernt.
Die Gemeinde ist ländlich geprägt, doch zeichnet sie sich verkehrsmäßig durch ihre große Nähe zu den drei auch überregional bedeutenden Großstädten Lüttich (B), Aachen (D) und Maastricht (NL), der Bezirkshauptstadt Verviers (B) und Eupen (B), der Hauptstadt der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, aus.
Ein beliebter regionaler Ausflugsort ist das Dreiländereck B-D-NL mit einem Aussichtsturm auf der belgischen Seite im Ortsteil Gemmenich, mit dem größten Labyrinth Europas und dem höchsten Punkt der Niederlande in Vaals (NL) und vielen Wandermöglichkeiten im Aachener Wald in alle drei Staaten.
Durch den Ort fließt die Göhl in einem malerischen Flusstal, sie mündet später in den Niederlanden in die Maas. Für den früheren Bleibergbau im Ort wurde ihr Flusslauf dauerhaft verlegt. Hierfür wurde ein Tunnel durch einen Felsen gesprengt; heute fließt die Göhl durch denselben über ein kleines Sperrwehr und einen idyllischen, künstlichen Wasserfall.
Die Gemeindegrenzen von Plombières (siehe auch Französische Gemeinschaft Belgiens) grenzen darüber hinaus innerbelgisch an die Sprachen- und Regionengrenzen des deutschen und niederländischen Sprachgebietes Belgiens.
Die Nachbargemeinden/-städte sind in Belgien: Kelmis/La Calamine, Lontzen, Aubel, Welkenraedt, Teuven/Voeren, sowie in den Niederlanden: Vaals, Wittem und in Deutschland: Aachen.
Viele Einwohner von Plombières sind polyglott (mehrsprachig) und sprechen zwei bis drei Sprachen. Die Autochthonen sprechen als Muttersprache zu einem Teil eine Variante des Ripuarischen (Nordmittelfränkische Sprache bzw. Rheinländisches Platt) und Hochdeutsch, zum anderen aber auch eine niederrheinisch bis niederländisch gefärbte limburgische Mundart des Niederfränkischen (bzw. Rheinmaasländischen). Außerdem wird zugleich eine wallonische Mundart und das Französische gepflegt. Hochdeutsch war die Schul- und Kirchsprache bis 1918. Seit der Abstimmung über die sprachliche Zuordnung in Belgien im Jahre 1963 ist Französisch die offizielle Amtssprache in Plombières. Aus den Betrachtungen der Sprachforschung heraus stellt Plombières ein hoch interessantes Gebiet dar.
Plombières besteht aus neun Ortsteilen:
•Plombières (Bleiberg/Bleyberg),
•Moresnet bzw. Moresnet-Village (Village, französisch für: Dorf) (1975 eingemeindet),
•Eikschen (a gen Ekske) oder Moresnet-Chapelle (Gemeindeteil von Moresnet) (Chapelle, französisch für: Kapelle),
•Hombourg (Homburg) (1975 eingemeindet),
•Gemmenich (1975 eingemeindet),
•Völkerich (Gemeindeteil von Gemmenich),
•Montzen (1975 eingemeindet),
•Montzen-Gare (Gare, französisch für: Bahnhof) (Gemeindeteil von Montzen),
•Sippenaeken (Sippenaachen) (1975 eingemeindet).
Die Postleitzahlen von Plombières lauten: 4850, 4851 und 4852.
Plombières blickt als Grenzgemeinde auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Es liegt in einer landschaftlich reizvollen Mittelgebirgslandschaft in den Ausläufern der Ardennen und der Eifel.
Während der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento) trafen sich 1858 in Plombières Napoléon III. und Camillo Benso Graf von Cavour zu einem Geheimabkommen. Napoléon III. versprach militärische Hilfe mit dem Ziel, Österreich und die habsburgischen Fürsten aus Italien zu vertreiben. Als Gegenleistung sollten Nizza und Savoyen an Frankreich abgetreten werden.
Moresnet-Chapelle oder Eikchen auch a gen Ekske (an der kleinen Eiche) genannt ist als Wallfahrtsort mit seinem Gnadenbild, der Wallfahrtskirche und dem parkartig angelegten Kreuzweg von regionaler Bedeutung. Der Kalvarienberg (Kreuzweg) wurde bis Anfang 2006 von einem Franziskanerkloster betreut, das jetzt in eine katholische Begegnungsstätte umgewandelt wird.
In Moresnet-Village überspannt einer der längsten in Europa noch in Betrieb befindlichen Eisenbahn-Viadukte aus Stahl das Tal der Göhl, mit einer Länge von 1120 m und einer Höhe von bis zu 58 m. Er wurde 1916 erbaut, als der Ort von den Truppen des kaiserlichen deutschen Reiches besetzt war; von 2002 bis 2004 wurde der Viadukt aufwändig restauriert.
In früheren Zeiten lebten die Bewohner Plombières vom Bergbau. Die letzte Zeche wurde 1975 geschlossen. Die Gemeinde leidet seither unter einer hohen Arbeitslosigkeit und einem vermehrten Fortzug gerade von jungen Menschen.
Plombières hält in ganz Belgien einen politischen Rekord: Am 4. Dezember 2006 wurde Herr Thierry Wimmer zum Bürgermeister von Plombières gewählt. Er war mit 22 Jahren, zum Zeitpunkt seiner Wahl, der jüngste Bürgermeister Belgiens.
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