Geschichte
Der alte ostslawische Name Polotesk leitet sich vom Fluss Polota ab, der nahe der Stadt in die Düna mündet. Die Wikinger verballhornten den Namen zu Palteskja oder Paltejsborg.
Polazk ist eine der ältesten Städte der alten Rus. Schon im Jahre 862 wird es zusammen mit Murom und Beloozero erwähnt. Die nordischen Sagen beschreiben sie als die bestbefestigte Stadt der ganzen Rus.
Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert entwickelte sich das Fürstentum Polazk zu dem wichtigsten Machtzentrum auf weißrussischem Gebiet, neben dem weniger wichtigen Turaw im Süden. Mehrmals verteidigte es seine Selbständigkeit gegenüber anderen Zentren der Kiewer Rus und wurde zur politischen Hauptstadt und Bischofssitz. Von hier aus wurden die baltischen Untertanenländer im Westen kontrolliert. Der mächtigste Herrscher war Fürst Wseslaw Brjatschislawitsch (1044 bis 1101).
Seit 1307 war Polazk Teil des Großfürstentum Litauens, angeblich das wichtigste Handelszentrum des Staates. Im Jahre 1498 wurde der Stadt das Magdeburger Recht verliehen. Mit der Verwaltungsreform Anfang des 16. Jahrhunderts wurde eine Wojewodschaft Polazk gegründet. Stefan Batory errichtete hier ein Jesuitenkollegium, dessen erster Rektor Piotr Skarga wurde. Iwan der Schreckliche eroberte Polazk 1563, musste es aber 15 Jahre später wieder zurückgeben. Mit dieser Eroberung begann allerdings der Niedergang der Stadt; nach der Ersten Teilung Polens sank sie zu einem Provinznest des Russischen Reiches ab.
Im Rußlandfeldzug Napoleons fand hier eine Schlacht zwischen russischen Truppen und den bayerischen Verbündeten Napoleons statt. Die bayerische Armee konnte das Feld behaupten und den russischen Angriff, der auf die Flanke des französischen Vormarsches zielte, abweisen. Das bayerische Kontingent der Grande Armée erlitt aber hohe Verluste. Der bayerische General der Infanterie von Deroy fiel bei den Kämpfen.
Polazk wurde im Zuge des Russlandfeldzuges im Zweiten Weltkrieg am 30. Juni 1941 von der deutschen Wehrmacht erobert.
Zu diesem Zeitpunkt lebten in der Stadt etwa 45.000 Menschen, von denen etwa 60 % weißrussische Juden waren. Viele wurden im Holocaust ermordet. Nur 551 Polazker Juden lebten nach Kriegsende noch in der Stadt.
Im Sommer 1944 wurde die Stadt durch die Kämpfe während der Operation Bagration zu über 90 % zerstört. Am 6. Juli 1944 wurde Polazk nach tagelangen Kämpfen befreit. Nach dem Krieg wurde die Stadt von den überlebenden Bewohnern neu aufgebaut.
Basierend auf dem Artikel Polazk der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen