Flagge von Russland

Russland

Hauptstadt
Moskau
 
Fläche
17.075.400 km²
 
Bevölkerung
142.537.000
 
pro km²
8 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
22.12.2024
09:48
 
 
+
»
 

Geschichte

1918 wurden die beiden Dörfer Prokopjewskoje und Monastirskoje zur neuen Gemeinde Prokopjewskij zusammengelegt. Mit der Erlangung der Stadtrechte 1931 erfolgte die Umbenennung in Prokopjewsk.

Die wichtigsten Industriezweige sind Steinkohlenbergbau, Maschinen-, Nahrungsmittel- und chemische Industrie. Die Stadt liegt an einer Zweigstrecke der Transsibirischen Eisenbahn.

In Prokopjewsk hat die Fakultät der Sibirischen Staatlichen Metallurgischen Bergbauakademie (früher: Fakultät des Sibirischen Metallurgischen Sergo-Ordshonikidse-Instituts) ihren Sitz.

Besonders während des 2. Fünfjahrplans (1928-1932) wurde der Kohlebergbau in Prokopjewsk forciert ausgebaut. Deutsche Bergbauspezialisten und viele ausländische Bergleute, vor allem aus dem Ruhrgebiet und der Tschechoslowakei wurden dafür angeworben. Auch Deutsche, die Opfer der ersten Massendeportation 1930 waren, arbeiteten dort. So gab es in Prokopjewsk auch eine deutsche Schule, an der auch deutsche Emigranten unterrichteten (so die aus Essen stammende Betty Schmittka und die in Köln aufgewachsene Schriftstellerin und Prokopjewsker Lebensgefährtin von Willy Harzheim, Emma Tromm).
Von den Emigranten überstand fast niemand die Stalinschen Säuberungen. Vielen von ihnen wurden die gravierenden Mängel in den unzulänglich ausgebauten und ausgerüsteten Bergwerken als Sabotage zur Last gelegt. Im Schauprozess der „Strafsache des sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrums“ wurde im Januar 1937 u.a. der Vorwurf verhandelt, in Prokopjewsk sei 1934 ein terroristischer Anschlag gegen Molotow versucht worden. Eines der deutschen Säuberungsopfer war der im Dezember 1937 erschossene Arbeiterschriftsteller und „Kulturarbeiter“ Willy Harzheim.

Mit der Deportation der Wolgadeutschen 1941 wurde „Nachschub“ nach Prokopjewsk gebracht. Weil die Infrastruktur der Stadt auf diesen Zustrom nicht eingerichtet war, lebten diese Zwangsangesiedelten und Zwangsarbeiter der Trudowaja Armija (kurz Trudarmija, Arbeitsarmee) dort unter katastrophalen Bedingungen. Aus ihren Familien sind in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts und bis in die jüngste Zeit viele als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Nach 1945 arbeiteten auch deutsche Kriegsgefangene und Zivilinternierte im Bergbau und auf Baustellen von Prokopjewsk. Sie waren im Lager 7525/7 Prokopjewsk und Lager 7525/10 Prokopjewsk untergebracht.

Das während der Stalin-Zeit völlig erstickte kirchliche Gemeindeleben unter den Wolgadeutschen begann Ende der 50er Jahre wieder aufzuleben. Prokopjewsk war die einzige Gemeinde des lateinischen Ritus, die bereits wieder ab 1959 einen eigenen Priester hatte, einen Redemptoristen aus der Ukraine. Auch eine Griechisch-katholische Gemeinden gibt es seit etwa dieser Zeit wieder in Prokopjewsk.

Seit Auflösung der Sowjetunion ist auch in Prokopjewsk die Industrie notleidend geworden; so gab es im Juni 2003 ein Bergwerksunglück in Prokopjewsk, das auf unzulängliche Sicherheitsvorkehrungen hindeutete. Der Stadtverwaltung fehlen die Mittel, um die kommunale Infrastruktur instandzuhalten. Die Wohnungssituation ist überaus beengt.

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