Geschichte
Vereinzelte Funde zeugen von einer Besiedlung des oberen Wynentals während der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der Hallstattzeit. Die erste urkundliche Erwähnung von Rinacha erfolgte im Jahr 1036. Wie bei allen Orten mit der Endung -ach ist der Name römischen Ursprungs (-acum).
Während des Mittelalters lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Die niedere Gerichtsbarkeit war im Besitz der Herren von Rinach, die ihren Stammsitz in Burg hatten. Die Zehnten gingen an das Chorherrensift in Beromünster.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Reinach gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau und war der Hauptort eines Gerichtsbezirks im Amt Lenzburg. Bis zur Einführung der Reformation im Jahr 1528 war Reinach Teil der Pfarrei Pfeffikon und bildete danach eine eigene Pfarrei. Lange Zeit war Menziken Teil der Gemeinde Reinach gewesen, wurde aber um 1580 zu einer eigenständigen Gemeinde. Ende des 16. Jahrhunderts erhielt Reinach das Marktrecht, noch heute finden jährlich vier grosse Warenmärkte statt. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Reinach gehört seither zum Kanton Aargau.
Die Industrie hielt schon früh Einzug; im frühen 18. Jahrhundert etablierte sich die Textilindustrie; die Exporte gingen ins Elsass, in die Lombardei und nach Savoyen. Wegen des Wasserkraftmangels wurde die Textilindustrie um 1850 durch die Tabakindustrie verdrängt. Reinach und das obere Wynental wurden zum Zentrum der schweizerischen Zigarrenherstellung und erlangten internationale Bedeutung. Etwa zur gleichen Zeit begann der Aufschwung der Metallverarbeitungsindustrie. War Reinach zunächst vor allem für Kleiderbügel bekannt, so ging man später zur Herstellung von Drähten über.
Dieser Aufschwung wäre nicht ohne den Bau von neuen Verkehrswegen möglich gewesen. Am 23. Januar 1887 wurde die normalspurige Eisenbahnlinie Beinwil am See - Reinach eröffnet, eine Zweigstrecke der Seetalbahn; am 1. Oktober 1906 folgte die Verlängerung nach Beromünster. Am 5. März 1904 ersetzte die schmalspurige Wynentalbahn den Postkutschenverkehr durch das Wynental zur Kantonshauptstadt Aarau; am 1. Mai desselben Jahres wurde der letzte Abschnitt nach Menziken in Betrieb genommen.
Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt und Reinach ist mit seinen Nachbardörfern zusammengewachsen. Seit wenigen Jahren arbeiten Reinach, Burg, Menziken und Pfeffikon auf zahlreichen Gebieten eng zusammen. Es gibt Überlegungen, die vier Gemeinden in naher Zukunft zu fusionieren; Voraussetzung wäre allerdings ein Kantonswechsel der luzernischen Gemeinde Pfeffikon.
Basierend auf dem Artikel Reinach AG der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen