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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
02.02.2025
08:53
 
 
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Geschichte

König Konrad III. erwähnte in einer 1144 in Magdeburg ausgestellten Urkunde Rogätz erstmals in schriftlicher Form. Die damals verwendete Ortsbezeichnung Rogatz kehrte später in den Versionen Ragusti, Ragusy, Rugusura, Ragetz oder Rögetz wieder und führt angeblich auf den römischen Hauptmann Ragustus zurück, der um das Jahr 20 n. Chr. den Ort als festen Platz begründet haben soll. Ragustus stand im Römerheer unter der Leitung von Claudius Drusus, einem Sohn des römischen Kaisers Tiberius, das in seinem Germanenfeldzug bis an die Elbe vorgestoßen war. Tatsächlich haben Bodenfunde beweisen, dass in der Rogätzer Gegend bereits zwischen 4000 und 2000 v. Chr. Menschen gesiedelt haben. Die Entzeltsche Chronik erwähnt Rogätz im Zusammenhang mit Kaiser Karl dem Großen anlässlich seines Krieges gegen die Sachsen um 800. Nach der „Topographie von Alvensleben“ muss Rogätz danach lange wüst gelegen haben, denn erst nach dem Sieg von Kaiser Heinrich I. 929 wurde der Ort wieder aufgebaut. Rogätz lag damals verkehrstechnisch günstig an den Handelsstraße von der Nordsee nach Schlesien bzw. nach Magdeburg.

Mit der bereits erwähnten Urkunde von 1144 ging das Dorf von den Grafen von Hillersleben an das Bistum Havelberg über. Im 13. Jahrhundert geriet Rogätz in die Auseinandersetzungen zwischen dem Magdeburger Erzbistum und den brandenburgischen Markgrafen. Zu dieser Zeit soll angeblich der Magdeburger Erzbischof Wilbrand die Rogätzer Burg errichtet haben, obwohl es Vermutungen gibt, dass Teile der Anlage älteren Datum sind. Erst 1336 verzichteten die Brandenburger zugunsten des Erzbistums auf Rogätz, was im Zinnaer Vertrag von 1449 endgültig bestätigt wurde. Nachdem Anfang des 14. Jahrhunderts die brandenburgischen Vasallen Sack mit der Burg belehnt worden waren, ging ab 1369 der Ort etappenweise an die Familie von Alvensleben über, die dort ein Rittergut gründeten.

Schwere Zeiten erlebte Rogätz während des Dreißigjährigen Krieges. Zwischen Oktober 1625 und April 1626 war die Burg zwischen den kaiserlichen Truppen des Grafen Schlick und dem protestantischen Heer des Ernst von Mansfeld umkämpft. Nachdem dieser die Burg und das Dorf mithilfe dänischer Kompanien eingenommen hatte, war Rogätz verwüstet und von seinen Einwohnern verlassen. Erst 1650, zwei Jahre nach Kriegsende wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Bereits 1681 werden schon wieder 14 Handwerker erwähnt. 100 Jahre später war die Zahl der Einwohner auf 644 angewachsen, unter ihnen 36 landwirtschaftlich Tätige und 24 Handwerker. Zum Dorf gehörten 15 km² Acker und 7 km² Wald, während das Gut 26 km² Acker und 67 km² Wald besaß. Im Ort wurden zwei Mühlen, eine Ziegelei, eine Brauerei und ein Brennerei betrieben. Zwei Fähren schufen Übergänge sowohl über die Elbe als auch über die Ohre.

Im Herbst 1806 zog ein französisches Heer von 40.000 Mann durch Rogätz, nahm hier Quartier und plünderte den Ort aus. Nach dem Sieg Napoleons über Preußen wurde Rogätz dem unter französischer Herrschaft stehenden Königreich Westfalen zugeordnet und unterstand als „Canton Rogätz“ dem Distrikt Neuhaldensleben. Nach der Vertreibung der Franzosen ordnete Preußen Rogätz 1815 in den neu geschaffenen Kreis Wolmirstedt ein. 1842 lebten 1370 Menschen im Ort, in dem nun 142 Wohnhäuser standen. Am 1. Juli 1849 wurde die Bahnlinie Magdeburg - Wittenberge eröffnet, mit Bahnhöfen in den Nachbarorten Loitsche und Angern. Auch die Elbe hatte sich zu einem bedeutenden Verkehrsweg entwickelt. Viele Rogätzer arbeiteten als Schiffer, die 1884 die Schifferbrüderschaft mit etwa 200 Mitgliedern gründeten. 1887 gründete der Schiffsbaumeister Karl Blanke mit 30 Arbeitern in Rogätz eine Schiffswerft, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts 60 Schiffe baute. Immer mehr Rogätzer fanden in der Ziegelei Arbeit, die mit der Inbetriebnahme einer neuen Ziegelpresse 1855 ihre Produktion ständig steigerte. Ab 1895 begann sich der Obstbau mit der Anlage von Obstplantagen kräftig zu entwickeln, der 1905 zum Bau einer Konservenfabrik führte. Das Gut Rogätz ging 1851 nach fast 500 Jahren von der Familie von Alvensleben in einen neuen Besitz über. Nach einem 20-jährigen Zwischenspiel mit dem Grafen Schwerin-Putzar als Eigentümer erwarb 1871 Reinhold Himburg von Schricke das Gut. Er ließ 1898 ein neues Gutshaus errichten.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten die Schiffswerft, die Ziegelei und die Konservenfabrik zu den wichtigsten Betrieben in Rogätz. Das Gut war 1918 in den Besitz des Fabrikanten Dr. Carl Still übergegangen. Innerhalb von 80 Jahren hatte sich die Einwohnerzahl verdoppelt und lag 1925 bei 2595. Der Zweite Weltkrieg endete für Rogätz mit schweren Zerstörungen. Bei der Einnahme des Ortes durch amerikanische Truppen im April 1945 wurden 55 Gebäude total zerstört, 130 Häuser trugen zum Teil erheblich Schäden davon. Im Juli 1945 lösten sowjetische Truppen die Amerikaner als Besatzungsmacht ab. Unter ihrem Kommando nahmen die Rogätzer Betriebe die Arbeit wieder auf, und es wurde ein neuen Bürgermeister ernannt, der sich zunächst um die Unterbringung der Bevölkerung kümmern musste. Der erheblich zerstörte Ort hatte durch die Zuwanderung von Ostflüchtlingen und Ausgebombten etwa 3600 Einwohner zu beherbergen. Im Februar 1946 wurde im Rahmen der so genannten Bodenreform das Gut enteignet und der Landbesitz unter Klein- und Neubauern aufgesiedelt. In den 1950er Jahren wurden die Landwirtschaftsbetriebe in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft überführt, die Industriebetriebe wurden in Volkseigene Betriebe umgewandelt. Die Konservenfabrik entwickelte sich zu wichtigsten Betrieb des Ortes, produzierte jährlich 4000 Tonnen Konserven, exportierte ins Ausland und arbeitete seit 1977 im Zweischichtsystem. Die Ziegelei wurde 1971 in ein Betonwerk umgewandelt, da die Lehm- und Tongruben erschöpft waren. 1959 wurde eine Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft gegründet, die in den Folgejahren 60 neue Wohnungen z. T. in Wohnblocks errichteten. Mit der Inbetriebnahme des nahe gelegenen Kaliwerkes Zielitz fanden ab 1965 viele Rogätzer dort eine neue Arbeit.

Nach der politischen Wende von 1989 änderten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in Rogätz grundlegend. Während die Werft nach 104 Jahren am 1. September 1991 geschlossen wurde, konnten das Betonwerk und die in ein Feinkostenwerk umgewandelte Konservenfabrik in privater Form weitergeführt werden. Die Gemeinde erschloss ein neues 128.000 m² großes Gewerbegebiet, auf dem sich mehrere Firmen und Handwerksbetriebe ansiedelten. Um den Rückgang der Einwohner zu stoppen (1982 = 2800, 2000 = 2300), wurden zwei neue Wohngebiete erschlossen. Bei Einrichtung der Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Heide wurde Rogätz zum Verwaltungszentrum bestimmt.

Basierend auf dem Artikel Rogätz der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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