Geschichte
Entlang der Flüsse Roth, Aurach und Rednitz, die das heutige Stadtgebiet durchschneiden, siedelten vereinzelt schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Menschen. Im Hochmittelalter dann entstand eine erste dörfliche Ansiedlung, die die Keimzelle der Stadt Roth war.
Roth wurde erstmals im Jahr 1060, anlässlich der Weihe einer Kirche zu "Rote" durch Bischof Gundekar II., urkundlich erwähnt. Der Marktplatz entstand im 12. Jahrhundert im Zuge einer planmäßigen Marktgründung; seit Mitte des 14. Jahrhunderts ist Roth Stadt.
Lange bevor Roth im wirtschaftlichen Leben eine Rolle zu spielen begann, war der Name bereits als ein von Kaiser und Reich anerkanntes Asyl weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannt. Ein Asyl, auch Freiung genannt, war im Rechtsverständnis des Mittelalters und der frühen Neuzeit ein Ort in dem Flüchtende Schutz vor Racheakten ihrer Verfolger finden konnten, um mit ihnen zu verhandeln oder vor einem Gericht ihre Unschuld beweisen zu können. Mit der Etablierung allgemeingültiger Rechtsordnungen im 13. und 14. Jahrhundert wurden diese Asyle und ihre Funktionen genau definiert und unter kaiserlichen Schutz gestellt. Dies hieß von nun an, daß nur "ehrliche" Missetäter, also solche die unabsichtlich gegen geltendes Recht verstoßen hatten, Schutz finden konnten. Für vorsätzliche Mörder und Diebe galt das Recht nicht. In Roth garantierte der Markgraf als Landesherr und Vertreter des Kaisers die Einhaltung der Regeln.
Wer in den geschützten Bezirk innerhalb der Stadtmauern floh, mußte unverzüglich die Aufnahme in das Asyl beantragen. Wurde es gewährt und entrichtete er eine Gebühr, den sogenannten Freiungsgulden, konnte der Flüchtling für zunächst ein Jahr in der Stadt bleiben, durfte diese aber nicht verlassen.
Die Einschränkung auf "ehrliche" Straftäter bewirkte, daß vorwiegend Bankrotteure Schutz vor ihren Gläubigern suchten - und die nahegelegene Handelsstadt Nürnberg brachte naturgemäß eine große Zahl gescheiterter Händler hervor. Das auf seinem Ruf bedachte und nicht gerade zimperliche Nürnberger Stadtregiment bedrohte solche Personen mit der Aussicht auf ungemütliche Haftbedingungen im Schuldturm. So lag es nahe, in die nächste Freiung nach Roth zu fliehen und von dort den Konkurs abzuwickeln.
Neben den Einnahmen aus dem Freiungsgulden, profitierte die Stadt auch anderweitig von den Schutzsuchenden. Georg Fournier, der Sohn eines nach Franken ausgewanderten hugenottischen Drahtziehers aus Frankreich, floh 1574 aus dem Nürnberger Schuldturm nach Roth. Hier etablierte er einen bis heute für Roth kennzeichnenden Wirtschaftszweig, die Fabrikation leonischer Drahtwaren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Freiung allmählich an Bedeutung, das endgültige Ende kam nach dem Übergang der Markgrafschaft Ansbach an Preußen 1791. Die preußische Regierung hob das Recht der Stadt Roth, Asyl zu gewähren, auf.
Zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde Roth Oberamtsstadt, also Verwaltungs-und Gerichtssitz der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach . Markante Gebäude innerhalb der Stadt legen bis heute Zeugnis von dieser wichtigen Periode der Stadtgeschichte ab. An erster Stelle ist hier das Schloss Ratibor zu nennen. Der heute hin und wieder etwas mißverständliche Name dieses stadtbildprägenden Bauwerks geht auf seinen Erbauer, Markgraf Georg den Frommen zurück. Durch geschickte Territorialpolitik gelang es ihm im 16. Jahrhundert die Herrschaft über einige schlesische Gebiete zu erhalten, die Einnahmen aus diesen Fürstentümern ermöglichten ihm ab 1535 den Bau eines Jagdschlosses in Roth, dem er den Namen Ratibor, nach einer seiner schlesischen Besitzungen gab. Die Markgrafen aus dem Geschlecht der Hohenzollern, führten als Stadtoberhäupter auch den schwarz-silber gevierten Zollernschild, den sie der Stadt Roth mit dem Beizeichen "R" im ersten Feld als Wappen verliehen hatten. Die Zeit der Markgrafen und vor allem das 18. Jahrhundert hat viele bauliche Spuren hinterlassen. Über 350 Jahre diente das Schloß als Jadgresidenz der Markgrafen und teilweise auch als Wohnsitz der markgräflichen Oberamtleute in Roth.
Nachdem Karl Alexander, der letzte Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth, im Jahre 1791 seine Fürstentümer an das Königreich Preußen verkaufte, die Preußsche Line der Hohenzollern, kam damit auch Roth unter deren Verwaltung. 1806 wurde es dem neuen Königreich Bayern einverleibt.
Im Jahre 1791 erwarb der Tressen- und Bortenfabrikanten Johann Philipp Stieber Schloss Ratibor, der hier seinen Wohnsitz und seine Manufaktur einrichtete.Stieber stellte Leonische Waren her, also unechte Gold- und Silberdrähte und verarbeitete sie weiter. Die leonische Drahtindustrie, also die Produktion vergoldeter und versilberter feiner Drähte, daraus hergestellter Zwischenprodukte wie Gespinste und Gewebe sowie Fertigwaren wie Tressen, Borten, Spitzen, Posamente etc., stellt seit dem 18. Jahrhundert den bedeutendsten Gewerbezweig in der Stadt Roth dar.
Die Stiebersche Leonische Fabrik im Schloß Ratibor war eine der Keimzellen der heute noch bestehenden Leonischen Drahtwerke Leoni AG.
Die Geschichte der leonischen Industrie in Roth kann im Fabrikmuseum in der Oberen Mühle anschaulich nachvollzogen werden.
So begann noch vor 1800 die Industrialisierung in Roth. Dank der günstigen Lage der Stadt, speziell durch den Bahnanschluss 1849, blühte dieses Rother Traditionsgewerbe auf. Im 20. Jahrhundert führte Roth für einige Zeit den Titel industriereichste Kleinstadt Bayerns.
Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung im 1871 konstituierten Deutschen Reich begann der damalige Schlossherr Wilhelm von Stieber mit dem Umbau des Schlosses in einen repräsentativen, großbürgerlichen Wohnsitz. Die in den Jahren nach 1889 neu geschaffenen Raumausstattungen, vor allem der sogenannte Prunksaal, haben sich erhalten und sind heute Teil des städtischen Museums Schloss Ratibor.
1942 schenkte die Familie von Stieber das Schloss der Stadt Roth. Neben dem bereits erwähnten Museum beherbergt es verschiedene städtische Einrichtungen wie die Stadtbücherei, das Fremdenverkehrsbüro und das Stadtarchiv sowie verschiedene Sitzungsräume und ein Restaurant.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt auf der wirtschaftlichen Basis ihres Traditionsgewerbes weiter. (1960: 10.000 Einwohner, heute 25.000 Einwohner).
Als neuer Sitz des Landkreises Roth im Jahre 1972, als Bundeswehrstandort (Otto-Lilienthal-Kaserne) und durch ihre Lage im Fränkischen Seenland entwickelt sich ihre Anziehungskraft weiter.
Basierend auf dem Artikel Roth der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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