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Italien

Hauptstadt
Rom
 
Fläche
301.336 km²
 
Bevölkerung
58.140.000
 
pro km²
193 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
22.12.2024
08:29
 
 
+
»
 

Geschichte

Das Gebiet der Gemeinde San Giovanni in Persiceto wurde, zumindest in seinem südlichen Teil, schon in der Vorgeschichte bewohnt. Es sind Überreste der Zivilisation der Bronzezeit und der ersten Eisenzeit gefunden worden. Anhand der klassischen Tradition und Namenskunde wird die Einsiedlung von keltischen Gemeinschaften für bewiesen gehalten. Die Besatzung des Gebiets von den Römern wird durch die Spuren der Zenturiation bezeugt (2. Jh. v. Chr.). Es existiert hingegen keine Spur von einer Ortschaft. Man kann davon ausgehen, dass ein vicus hier entstanden ist, aber kein oppidum.

Über die Persiceto der Spätantike gibt es keine Quellen. Vielleicht wurden diese Gebiete und die Bevölkerungen durch die Völkerwanderungen betroffen, bestimmt aber durch Überschwemmungen, deren Folgen noch im östlichen Gebiet der Stadt zu spüren sind. Die vernachlässigten Landgebiete wurden wieder zu Wäldern und zu Sümpfen, bis Wasserabsperrbauwerke unter der Herrschaft der Exarchat Ravenna errichtet wurden. In byzantinischer Zeit durchquerte das Gebiet ein Schutzwall gegen die Langobarden, die ihn trotzdem mit Liutprand um 727 erstürmten und unter anderem auch das castrum Persicetum besetzten. Bis dahin war der Name der Stadt nicht dokumentiert. Wahrscheinlich stammt aus der langobardischen Zeit auch die typische Urbis-Gestalt des historischen Ortkerns, das Borgo Rotondo.

Nach dem Fall des Langobardischen Königreichs (774) gehörte für lange Zeit der frühmittelalterliche Bezirk Persiceto (danach San Giovanni in Persiceto) der Grafschaft Modena an, die sich bis zum Samoggia erstreckte. Auf dem Gebiet Persiceto übte die Abtei von Nonantola seine Herrschaft aus. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es schon im 9. Jahrhundert der Grafschaft von Bologna übergeben wurde; tatsächlich ist es möglich, dass um die Hälfte dieses Jahrhunderts die Pfarrei von San Giovanni mit Hilfe der Bischöfe von Bologna schon entstanden war. Aus dieser Epoche stammen vielleicht die ersten Konzessionen für unbebaute und versümpfte Äcker seitens der Äbte von Nonantola (westlicher Teil) und der Bischöfe von Bologna (östlicher Teil) als Erbpächte an die Einwohner des Persicetos. Diese Äcker werden die künftige Partecipanza agraria (Stille Agrargesellschaft) bilden.

Nach einer kurzen Selbständigkeitsperiode (zwischen dem XI. und dem XII. Jhr.) wurde die Gemeinde S.Giovanni in Persiceto der politischen Herrschaft von Bologna übergeben, deren Schicksal sie folgte. Sie kam später unter die Herrschaft der Pepolis, der Viscontis, der Bentivoglios und wurde Anfang XVI. Jahrhunderts in die Gebiete des Kirchenstaates eingegliedert. Das 'Schloss' oder 'Land' von S. Giovanni in Persiceto wurde vom 13. bis 14. Jahrhundert erweitert, indem ein zweiter Mauerkreis und andere externe Dörfer errichtet wurden, und die, genauso wie das Schloss, angeblich durch Gruben, Tore und Pfähle umgeben wurden. Allerdings erließ der Großrat von Bologna schon im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts wegen des Aufstandes der Persicetani, die externen Dörfer und die entsprechenden Pfähle zu zerstören, die Gruben auszufüllen und alle Gebäude, die als Burg dienen konnten, zu zerstören. Die Dörfer wurden erst 1481 vollkommen zerstört, unter der Herrschaft von Giovanni II. Bentivoglio, während in den folgenden Jahren das Schloss wieder mit neuen Festungen und Erddämmen ausgestattet wurde, so dass es die Gestalt annahm, die vier Jahrhunderte lang unverändert blieb. Den Bentivoglios verdankt man der Bau, am Ende des 15. Jahrhunderts, nach einem Entwurf von Gaspare Nadi, des großen Palästes, der 1612 von der Gemeinschaft erworben wurde und der, mehrmals modifiziert, heute immer noch als Rathaussitz dient. In den letzten Jahren der Herrschaft der Bentivoglios wurde die Ausgrabung des Cavamentos begonnen, ein Abwässerungskanal der niederen Grundstücke bei S. Agata, Crevalcore und S. Giovanni in Persiceto. Weite Gebiete im nördlichen Persiceto wurden bewohnbar und bauwürdig, so dass in den letzten dreißig Jahren vom XVI. Jahrhundert eine neue Kirche aufgebaut und die neue Pfarrei von San Matteo della Decima errichtet wurde. Als Dankbarkeit gaben die Persicetani dem Giovanni II. Bentivoglio ein weites Stück Land, auf dem später das Schloss von "La Giovannina" aufgebaut wurde.

Zwischen dem XV. und dem XVI. Jahrhundert dehnten sich auch im Persiceto der Anbau und die Fachbearbeitung vom Hanf, neue Anbaupflanzen wurden eingeführt (Maulbeerbaum, Reis, Mais), die Dichte des Grundstückseigentums wurde erhöht und das Halbpachtwesens verfestigt. Des letztere wurde jedoch von der Zahl der Beteiligten eingeschränkt. Im XVI. Jahrhundert wurde das Gebiet Persiceto durch viele fremde Armeen überschritten mit leicht vorstellbaren Folgen: das Institut der Agrargesellschaft entstand und die neunjährliche Verteilung der Allgemeingüter. Die Verarmung führte zum Untergang des historischen Stadtkerns, während der Wochenmarkt am Mittwoch, dank alter Vorrechte sich erhielt. In Bezug auf die lokale Verwaltung siedelte sich die Holigarchiemancher Familie ein, die der Kirche treu und sowohl dem Bologneser Verwaltungsbezirk als auch dem Papstgouverneur ausgesetzt war.

In den folgenden zwei Jahrhunderten begann eine bemerkenswerte Bauentwicklung, vor allem im Innern des Schlosses: Schritt für Schritt verschwanden die zahlreichen broletti (kleine Gemüsegärten) zwischen den Häusern, um Platz für neue Gebäude zu machen. Zugleich wurden alte mittelalterliche Gebäude zerstört, andere wurden irreparabel umgebaut. Kloster und Kirchen wurden aufgebaut (u.a. nach dem Abbau der alten Pfarrei die Collegiata); auf der Grundlage der alten Festung entstand das Krankenhaus S.Salvatore (nun Sitz der Gemeindebibliothek "G.C. Croce" und des historischen Archivs); das Bürgertheater wurde aufgebaut. Die unbeholfene Verwaltung der päpstlichen Legaten beeinflusste hingegen die Entwicklung der Landwirtschaft negativ, während in anderen Gebieten der Poebene erneuernde Vorgänge ausgelöst wurden, die in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts eine agronomische Umwälzung verursachten: Jahrhunderte lang bearbeiteten die Einwohner des Persiceto den Hanf, den sie auch anbauten. Im XVIII. Jahrhundert kamen zum Wochenmarkt, die lokalen Hersteller von Leinwänden und die von anderen Ortschaften (z.B. Cento und Crevalcore), so dass der entsprechende Handel in den Ausschreibungen Sopra il regolamento della piazza (Über die Vorschriften des Platzes) und im Mercato della Terra di San Giovanni in Persiceto (Markt der Landstücke von San Giovanni in Persiceto) Erwähnung fanden. Die Leinwände, welche die lokale Nachfrage überschritt, wurden vor allem nach Venedig ausgeführt.

In der Napoleonszeit wurden die Pfarreien des Gebiets von San Giovanni und von Sant'Agata so verbunden, dass sie vier Kantone bilden konnten (1796). Die neue Gemeinde S. Giovanni in Persiceto war kurze Zeit Teil des Departements der oberen Padusa, dessen Hauptort Cento war (1797), dann wurde er zum Hauptort der neuen Gemeinde von Samoggia. Zwischen 1798 und 1799 wurde das Leben der Gemeinschaft durch Ausschreitungen, Plünderungen, Beschlagnahmen und anderen Störungen berührt. In der zweiten Hälfte von 1799, nach dem Abzug der Franzosen und der Anhänger der Repubblica Cisalpina, wurde das Gebiet von Persiceto von den Österreichern und den Russen besetzt, die das ancien regime wieder einsetzen. Allerdings wurde im Juli 1800 die Gemeinde der Samoggia erneut restauriert. Nach der Bildung der Republik Italien (1802) kam S.Giovanni in Persiceto wieder unter die Verwaltung von Cento, wo ein Vize-Verwaltungsamt errichtet wurde. Anfang XIX. Jahrhunderts, nach der Bildung des Königreichs Italien (März 1805), wurde es im Gebiet von Persiceto still. Nach dem Fall von Napoleon (1814) wurde im Juli 1815 die Verwaltung des Kirchenstaates restauriert.

In den Jahren zwischen 1796/1815, trotz anderer Verwaltungsstrukturen, behielten zumeist die selben anpassungsfähigkeit Familien die öffentlichen Ämter. Mit dem Abbau der feudalen Privilegien und der Decime, der Beschlagnahme und der Verkäufe der kirchlichen Äcker, kam es zur Anhäufung des Landvermögens. Es wurde verstärkt Reis angebaut. Eine Krise folgte, bewirkt durch die nicht auskömmlichen Halbpachten und durch die neuen aber armen landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter. Nach der Restauration unter dem Kirchenstaat wurden Arbeiten zur Verbesserung des "Schlosses" ausgeführt, sodass 1838 der Ort den Titel Stadt von Papst Gregorius XVI erhielt. 1857 besuchte Pius IX. Persiceto. Insgeheim wurden aber auch hier die Freiheitsideale und das Ziel der nationalen Einheit angestrebt. Einige jüngere Bürger aus Persiceto nahmen, noch ehe die Region Emilia-Romagna 1860 vom Königreich Sardinien annektiert wurde, an den Unabhängigkeitskriegen teil. Als jedoch die gehässige Steuer über das Gemahlene wieder eingeführt wurde, war San Giovanni in Persicetto die Kulisse eines Aufstandes der Bauern (7. Januar 1869).

Einige kleine Werkstätte wandelten sich zu Fabriken mit viele Fabrikarbeiter. So entwickelte sich aus der Nagelschmiede eine Fabrik zur Herstellung von eisernen Betten und Möbeln, die weit über die Grenze Italiens ausgeführt wurden. San Giovanni Persiceto erhielt den Spitznamen von "Klein-Manchester der Emilia-Romagna".

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde die Pflichtschule erweitert, die traditionsgemäß klassische Ausbildung wurde durch einen technischen Lehrplan ersetzt. Die Società di mutuo soccorso (Unfallversicherungsgesellschaft) zwischen Handwerksbetrieben und Fabrikarbeitern entstand. Im Karneval von 1874 wurden die ersten Faschingszüge veranstaltet. 1876 entstand die Società Ginnastica Persicetana (Turngesellschaft vom Persiceto). 1877 wurde die Cassa di Risparmio (Sparkasse) eröffnet. Zehn Jahre später konnte die Eisenbahnstrecke zwischen Bologna und San Giovanni - als Teil der Linie Bologna/Verona - eingeweiht werden.

Basierend auf dem Artikel San Giovanni in Persiceto der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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