Geschichte
Die Geschichte von Tilsit beginnt mit dem Deutschen Orden, der am Zusammenfluss von Memel und Tilze schon 1365 die Burg Splitter besaß. In den Jahren von 1406 bis 1409 errichtete der Orden aufgrund der litauischen Bedrohung dann die Burg Tilsit. Bald darauf setzte eine Besiedelung im Einzugsbereich der Burg ein, aus der sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein wirtschaftliches Zentrum der Region entwickelte. Im Jahre 1552 verlieh Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach Tilsit das Stadtrecht.
Obwohl Tilsit während des Siebenjährigen Krieges von 1758 bis 1762 von russischen Truppen besetzt war, blieb es unbeschädigt, ebenso, als französische Truppen auf ihrem Russlandfeldzug 1807 durch die Stadt zogen. Am 7. und 9. Juli 1807 wurde hier der Tilsiter Friede zwischen Frankreich, Russland und Preußen geschlossen.
Im 19. und 20. Jahrhundert war Tilsit Sitz zahlreicher litauischer Verbände, denn im Umland sprachen damals rund 50 % der Einwohner litauisch. Dennoch sprachen sich 1921 nur 42 von über 1000 in der Stadt lebenden Litauern für deren Anschluss an Litauen aus.
Bis 1914 konnte sich die Stadt unbehelligt von weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen wirtschaftlich weiter entwickeln. Tilsit wurde zu einem bedeutenden Standort der Holzindustrie, nachdem schon im Mittelalter die Holzflößerei auf der Memel die Stadt geprägt hatte.
1832 wurde die Straße nach Königsberg gebaut, 1853 die Straße nach Memel. 1865 wurde Tilsit an das Eisenbahnnetz angeschlossen, 1875 wurde die Eisenbahn nach Memel verlängert. Die Stadt Tilsit wurde weltweit bekannt für ihre Käseproduktion (Tilsiter). Im Ersten Weltkrieg war Tilsit 1914 für zwei Monate von russischen Truppen besetzt, die der Stadt aber keinen weiteren Schaden zufügten. Nach dem Krieg wirkte sich die Okkupation des Memellandes durch Litauen negativ auf die Tilsiter Wirtschaft aus, da die Stadt einen wichtigen Teil ihres Hinterlandes verloren hatte.
Bis 1945 gehörte Tilsit zum Deutschen Reich und war seit 1895 ein selbstständiger Stadtkreis im Regierungsbezirk Gumbinnen, Ostpreußen. Die Verwaltung des Landkreises Tilsit, später Tilsit-Ragnit, befand sich ebenfalls in Tilsit.
Das Ende Tilsits als deutsche Stadt brachte der Zweite Weltkrieg. Am 21. April 1943 musste die Stadt den ersten Bombenangriff über sich ergehen lassen, dem bis zum Juli 1944 weitere schwere Großangriffe folgten. Im Oktober 1944 war die Front bis an die Memel vorgerückt, Tilsit wurde zur Frontstadt erklärt und es wurde mit der Evakuierung der Stadt begonnen. Nach einem schweren Artilleriebombardement, das die Stadt bis zu 80 % zerstörte, wurde Tilsit am 20. Januar 1945 von sowjetischen Truppen eingenommen. Auf Grund des Potsdamer Abkommens kam die Stadt zusammen mit den nördlichen Teilen Ostpreußens zur Russischen Föderativen Sowjetrepublik der Sowjetunion.
Seit 1946 trägt die nunmehr russische Stadt den Namen Sowjetsk (übersetzt etwa Rätestadt von Sowjet = Rat). Das nördliche Ostpreußen mit Sowjetsk wurde als Oblast Kaliningrad aus militärischen Gründen hermetisch abgeriegelt. Die bisherige deutsche Wohnbevölkerung wurde, sofern nicht gegen Kriegsende geflohen, bis 1947 vertrieben. Es wurden hauptsächlich Russen aus Zentralrussland und aus dem Gebiet des heutigen Föderationskreises Wolga sowie Weißrussen angesiedelt.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde die Oblast Kaliningrad zu einer russischen Exklave zwischen Polen und Litauen und Sowjetsk zur Grenzstadt an der durch die Memel gebildeten russisch-litauischen Grenze. Gleichzeitig wurde die Absperrung der Oblast Kaliningrad aufgehoben und damit auch Sowjetsk für ausländische Besucher erreichbar. Heute ist Sowjetsk eine rajonsunabhängige (d. h. kreisfreie) Stadt und besitzt einen der wichtigsten Straßen-Grenzübergänge zwischen Russland und Litauen an der Route Kaliningrad–Vilnius. In der Stadt gibt es einen Hafen, mehrere Werften und eine Reihe von Betrieben der Zellstoffindustrie.
Basierend auf dem Artikel Sowetsk (Kaliningrad) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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