Geschichte
Tondern gehört zu den ältesten Städten auf der Landbrücke zwischen Nord- und Ostsee. Schon 1017 war es in Flensburg als Hafenort bekannt. Im Jahr 1227 waren die Dominikaner und 1238 die Franziskanermönche nach Tondern gekommen und hatten Klöster gegründet. 1243 erhielt die Stadt lübsches Stadtrecht und ist damit heute Dänemarks älteste Rechtstadt. Es war im Mittelalter einer der wenigen Hafenplätze der schleswigschen Westküste. Davon zeugt noch heute das Schiff im Stadtwappen. Wegen der niedrigen Lage wurde die Stadt immer wieder von Sturmfluten heimgesucht, unter anderem 1532 und 1593. Im Jahr 1615 reichte das Wasser bis an die Fenster des Schlosses, 1634 stand es drei Fuß hoch in der Kirche. Es gab in Tondern zahlreiche Brandkatastrophen. Im 16. und 17. Jahrhundert wütete die Pest fünf Mal in der Stadt.
Von großer Bedeutung war bis ins 20. Jahrhundert hinein der Viehhandel, da die Stadt am westlichen Ochsenweg lag. Das am Rand der Handelsstadt gelegene Schloss entwickelte sich zum Verwaltungszentrum eines großen Amtes. Bei der Landesteilung von 1544 wurde Johann der Ältere Landesherr, nach dessen Tod 1581 der Herzog von Gottorf, bis die Teilung 1713/21 aufgehoben wurde.
Durch Landgewinnungen an der Westküste verlor die Stadt ihren Zugang zum Meer und damit einen erheblichen Teil ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Im 17. Jahrhundert blühte das Spitzenklöppeln als wichtiger Wirtschaftszweig auf. 1788 wurde die Stadt Standort des ersten Lehrerseminars im Lande.
Im 19. Jahrhundert geriet die Stadt in den Sog des deutsch-dänischen Konflikts. Die Bürgerschaft war mehrheitlich deutsch gesinnt und schloss sich im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848–1851) der schleswig-holsteinischen Seite an. Nach Wiederherstellung des Gesamtstaates unter der dänischen Krone behielt Tondern seine administrativen Funktionen. Die Sprachreskripte, welche die dänische Sprache trotz offizieller Gleichberechtigung gegenüber der deutschen bevorzugten, heizten den Konflikt weiter an.
Nach dem Krieg 1864 gehörte die Stadt bis 1920 zu Preußen bzw. ab 1871 zum Deutschen Reich. Sie war Sitz eines Landkreises, geriet aber wirtschaftlich mehr und mehr ins Abseits. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Tondern Stützpunkt für Militärluftschiffe und Zeppeline. Seit 1868 war es mit der Hauptbahn Hamburg–Fredericia über eine Nebenbahn nach Tingleff verbunden. 1887 wurde es Knotenpunkt an der Marschbahn von Hamburg zur dänischen Grenze und nach Esbjerg und wurde über die bald darauf errichtete Nebenbahn nach Hoyer Umsteigeort für die Reisenden nach Sylt.
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Tondern wegen der En-Bloc-Regel für die I. Zone bei der Volksabstimmung an Dänemark, obwohl 77 % der Stimmberechtigten für einen Verbleib beim Deutschen Reich stimmten (Details im Artikel Nordschleswig). Auch in den Folgejahren hatten die deutschen Parteien die Mehrheit im Stadtrat. Bis 1945 war die Stadt zweisprachig beschildert. Kurz nach der Etablierung der dänischen Verwaltung wurde Tondern Standort einer Garnison.
Nach Ende der deutschen Besetzung im Zweiter Weltkrieg schwand die politische Bedeutung des deutschen Bevölkerungsteils erheblich. Die Grenzlage behinderte die Entwicklung der Stadt. Dennoch siedelten sich einige Unternehmen an. Auch die Bedeutung des Tourismus nahm zu. Trotz der Verbesserung des grenzüberschreitenden Verkehrs wurde die Lage Tonderns gegen Ende des 20. Jahrhunderts zusehends schwieriger. 1989 schloss das Lehrerseminar seine Pforten, 2002 auch die Kaserne und im Folgejahr das Krankenhaus, das jedoch inzwischen als Privatklinik wieder ausgebaut wird.
Basierend auf dem Artikel Tondern der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen