Geschichte
Besiedelt war die Gegend bereits während der Jungsteinzeit vor 5000 bis 3800 Jahren. 1756 stiess man auf Mauerreste eines ausgedehnten römischen Gutshofs, der vom 1. bis zum 4. Jahrhundert existierte; an den Ausgrabungen beteiligte sich auch Albrecht von Haller. Aus der villa columbaria (Taubenfarm) entwickelte sich der Ortsname Kulm. Die erste urkundliche Erwähnung von Chulenbare erfolgte im Jahr 1045 in einem Schutzbrief, den Kaiser Heinrich III. dem Chorherrenstift in Beromünster ausstellte. 1306 wurde "Nideren Kulme" erstmals explizit unterschieden. Während des Mittelalters lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Unterkulm gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau und bildete einen Teil des Gerichtsbezirks Kulm im Amt Lenzburg. Die Reformation wurde 1528 eingeführt. Die drei Steckhöfe Wannental, Zinsental und Kabishof verloren 1751 ihre Autonomie und wurden mit Unterkulm vereinigt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts etablierte sich die Verarbeitung von Baumwolle.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Unterkulm gehört seither zum Kanton Aargau. 1803 bestimmte die Kantonsregierung das Dorf zum Hauptort des Bezirks Kulm. Zu Beginn fehlte aber ein zentraler Standort für die Bezirksbehörden: In einem Gasthaus waren der Gerichtssaal und das Sitzungszimmer untergebracht, das Archiv befand sich im Schloss Rued, das Bezirksgefängnis im Keller des alten Schulhauses, die Kanzlei in einem Landhaus. Erst 1834 konnte das Bezirksgebäude eröffnet werden, wodurch die einzelnen Verwaltungsstellen unter einem Dach vereinigt wurden. Seit 1818 besitzt Unterkulm das Marktrecht, noch heute werden jährlich vier Warenmärkte durchgeführt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bevölkerungszahl um etwa einen Sechstel zurück. Der Rückgang war aber weit weniger ausgeprägt als in zahlreichen Nachbargemeinden, da die Industrie neue Arbeitsmöglichkeiten schuf. 1854 wurde eine Seidenbandweberei gegründet, zwanzig Jahre später folgte eine Fabrik für Musikspieldosen, aus der sich später die grösste Armaturenfabrik der Schweiz entwickelte. Die Eröffnung der Wynentalbahn erfolgte am 5. März 1904. Unterkulm entwickelte sich zu einem industriellen Zentrum, während die Landwirtschaft immer weiter zurückgedrängt wurde. Nach einer Stagnationsphase von 1970 bis Mitte der 1990er ist wieder eine Bevölkerungszunahme zu verzeichnen.
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