Ursberg
Der Name Ursberg bedeutet Berg des Ur oder Auerochsen. Bei der früheren Übersetzung mit ursus = Bär (siehe Ursberger Wappen) handelt es sich wohl um eine mittelalterliche Fehldeutung. 1104 wurde Ursberg erstmals in Verbindung mit Wernher von Ursberg urkundlich erwähnt. Ursberg war u. a. Stammsitz der Edelfreien von Schwabegg, Lützelburg, Hairenbuch und Waltenhausen. Auf dem Michelsberg stand vermutlich die einstige Ursberger Burg.
Zwischen 1126 und 1128 wurde das Prämonstratenser-Kloster Ursberg unter Mitwirkung des Hl. Norbert gegründet. Das Kloster war eine reichsunmittelbare Abtei, d. h. es stand seit 1143 unter dem Schutz des Kaisers. Der Abt war Landesherr in seinem Gebiet. Die Anzahl der Mönche belief sich auf durchschnittlich 25.
Zwischen 1128 und 1140 wurden von Ursberg aus mehrere Prämonstratenserklöster (Roggenburg, Osterhofen, Schäftlarn und Neustift) gegründet. Der Stifter des Klosters war Wernher von Schwabegg und Balzhausen. Der Adel der Umgebung schenkte z. T. ansehnliche Güter; Ritter Ulrich von Hasberg (Propst von 1182 bis 1203) und Konrad von Lichtenau (Propst von 1226 bis 1240) widmeten mit ihren Klostereintritten dem Gotteshaus Ursberg ihre Besitzungen, sodass schon bei der Gründung und bald danach ganze Ortschaften und mehrere Pfarreien in seinen Besitz gelangten. Neben den Pfarreien Ursberg (St. Johannes Ev. und St. Petrus), Mindelzell (Hl.-Kreuz), Billenhausen (St. Gordianus und Epimachus) und Langenhaslach (St. Martinus) wurden von den Ursberger Mönchen auch die Filialkirchen Bayersried mit Premach, Oberrohr, Edenhausen und Attenhausen betreut.
Nach der im Dezember 1802 erfolgten Säkularisation in Bayern mussten die Mönche das Kloster verlassen, den gesamten Besitz erhielt das Königreich Bayern; Teile davon wurden nach und nach verkauft. Bis 1827 war Ursberg Sitz des späteren Königlich-Bayerischen Landgerichtes Krumbach (heute Landratsamt, Amtsgericht, Finanzamt und Notariat). Bedingt durch mehrere Brände wurden Kirche und Klostergebäude oftmals zerstört. Die jetzige Anlage der Klosterkirche stammt aus der Zeit zwischen 1224 und 1230. Das heutige Aussehen hat die Kirche vom Wiederaufbau in den Jahren 1666 bis 1670. Das bedeutendste Kunstwerk in der Klosterkirche ist die spätromanische Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1250. Eine weitere Kostbarkeit stellt die 1776/1777 von Johann Nepomuk Holzhey erbaute und 1997 bis 1999 umfassend restaurierte Orgel dar, ein weitestgehend unverändert erhaltenes Werk mit einer großartigen Klangpracht.
1884 kaufte der katholische Geistliche Dominikus Ringeisen das Kloster um 20.000 Goldmark vom bayerischen Staat und errichtete eine Anstalt für körperlich und geistig behinderte Menschen, das jetzige Dominikus-Ringeisen-Werk. Träger dieser Einrichtung war bis zur Übernahme durch eine kirchliche Stiftung zum 1. Januar 1996 die St. Josefskongregation Ursberg, eine franziskanische Ordensgemeinschaft mit z. Zt. noch rd. 230 Schwestern. In der Behinderteneinrichtung in Ursberg mit den Filialen in Maria Bildhausen, Kloster Holzen, Pfaffenhausen und Breitbrunn am Ammersee finden rd. 1600 behinderte Menschen Wohnung und Arbeit, Fürsorge und Heimat.
Durch das Werk des Dominikus Ringeisen ist der alte kulturelle Boden Ursbergs für die Erfordernisse eines der größten sozialen Einrichtungen im süddeutschen Raum nutzbar geworden. Im Jahre 1884 begann nicht nur ein neuer Zeitabschnitt in der Geschichte des ehemaligen Reichstiftes, der Name Ursberg ist heute zu einem Synonym für tätige Hilfe und erfolgreiche Integration von behinderten Menschen geworden.
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