Geschichte
Villeneuve kann auf eine sehr lange Siedlungsgeschichte zurückblicken. Im Gebiet von Le Châtelard östlich von Villeneuve wurden in der Grotte du Scex Siedlungsspuren vom Ende des Paläolithikums entdeckt. Es sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Aktivität auf dem Kantonsgebiet der Waadt. Zur Zeit der Kelten befand sich hier die Siedlung Pennelucos, die auch zur Römerzeit bewohnt war. Damals lag sie an der wichtigen Handelsstrasse, die von Aventicum (Avenches) via Octodurum (Martigny) über den Grossen Sankt Bernhard nach Italien führte. Aus der römischen Zeitepoche sind allerdings kaum Überreste vorhanden.
Die erste urkundliche Erwähnung in der neueren Zeit erfolgte im Jahr 1005 unter dem damaligen Namen in villa Compendiaco, abgeleitet vom römischen Geschlechtsnamen Compendius. Später erschienen die Bezeichnungen Compengiez (1166), Compengie (1207) und noch 1248 Compesie.
Die neue Stadt Villeneuve wurde 1214 von Graf Thomas I. von Savoyen unter dem Namen Villanova Chillionis (la ville neuve de Chillon) gegründet und mit einem Freiheitsbrief ausgestattet. Damit konnten die Savoyer ihre Stellung am Ostufer des Genfersees festigen. Villeneuve entwickelte sich in der Folge rasch zu einem blühenden Handelsort und Umschlagplatz vom See- auf den Landverkehr. Es diente als savoyischer Militärhafen mit Kriegsgaleeren und einer Werft.
Im Rahmen der Burgunderkriege (1476) war Villeneuve von Plünderungszügen der Eidgenossen betroffen und wurde teilweise niedergebrannt. Das Städtchen verblieb aber im Besitz der Savoyer, verlor jedoch stark an Bedeutung. Erst mit der Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 gelangte Villeneuve unter die Verwaltung der Vogtei Vevey. Nach dem Zusammenbruch des Ancien régime gehörte das Städtchen von 1798 bis 1803 während der Helvetik zum Kanton Léman, der anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. 1798 wurde Villeneuve dem Bezirk Aigle zugeteilt.
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Villeneuve einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung durch den einsetzenden Fremdenverkehr. Es war Aufenthaltsort vieler berühmter Personen, darunter Victor Hugo, Richard Wagner, Herbert Kitchener und Romain Rolland. Heute kann das Städtchen Oskar Kokoschka zu seinen Ehrenbürgern zählen.
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