Geschichte
Dank seiner strategischen Lage am Eingang zur Adria war die Bucht von Vlora, die einen natürlichen Hafen bildet, ein von vielen Völkern begehrter Handelsplatz. Für die Entwicklung der Stadt in der Antike ergibt sich mittlerweile diese Abfolge: ein Ortswechsel von Treport nach Vlora um das 1. Jahrhundert v. Chr. und eine Zuwanderung im 6. Jahrhundert n. Chr.
Zunächst bestand eine Siedlung sieben Kilometer nordwestlich nahe der Spitze der Halbinsel Treport. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier bereits gegraben, aber erst seit den Ausgrabungen durch Vasil Bereti um 1990 lassen sich verschiedene Phasen der Besiedlung vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. nachweisen. Es wurden Reste einer 600 Meter langen, parallel zur Küste verlaufenden Befestigungsmauer freigelegt. Die Stadt, als deren Name Daulia vermutet wird, erlebte ihre Blüte zwischen dem 4. und 2. Jahrhundert v. Chr. Das zur selben Zeit zur Hauptstadt eines wenige Kilometer inland-siedelnden Illyrerstammes ausgebaute Byllis hatte mit Daulia seinen nächsten Hafen. Der Ort war im 1. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben.
Römische Quellen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. erwähnen eine Zwischenstation auf der Handelsroute entlang der Küste zwischen Dyrrachium und Buthrotum. Seit 1988 in der Nähe der Muradi Moschee in der Altstadt Teile einer Stadtbefestigung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. ausgegraben wurden, wird dieses römische Aulon an der Stelle der heutigen Stadt vermutet. Im 5. Jahrhundert wurde Aulon innerhalb dieser Festungsmauern Bischofssitz. Unter Kaiser Justinian (527-565) wurden die Mauern verstärkt. Eine Zuwanderung erfolgte aus Apollonia, das im 6. Jahrhundert aufgegeben wurde.
Ende des 6. Jahrhunderts wurde die Stadt bei einem Slaweneinfall verwüstet, viele der Einwohner flohen auf die Insel Sazan. Ende des 11. Jahrhunderts eroberten von Apulien aus Normannen im Kampf gegen Byzantiner und zeitweilig auch gegen Venezianer die Stadt, die zwischenzeitlich Valona hieß. Es folgte eine weiterhin wechselvolle Geschichte bis ins 15. Jahrhundert. 1204 gelangte Valona zum Despotat Epirus und 1272 in den Besitz des Hauses Anjou. Es wurde im 14. Jahrhundert von Serben und 1417 als erster adriatischer Hafen von Osmanen erobert. Unter osmanischer Herrschaft entwickelte sich Valona – nunmehr türkisch Avlona – zur wichtigsten Hafenstadt im Bereich Albaniens und profitierte vor allem durch den Handel mit Ragusa.
Dies dürfte auch der Grund sein, warum gerade hierher ab 1492 aus Spanien sephardische Juden flohen und eine größere Gemeinschaft in der Stadt bildeten. Im Jahre 1520 wurden unter türkischer Herrschaft 701 einheimische und 531 jüdische Familien gezählt.
1537 wurde die Stadt unter Suleyman dem Prächtigen durch Festungsmauern in Form eines Achtecks mit 90 Meter Kantenlänge gesichert, teilweise mit Baumaterial aus dem antiken Daulia. Im Innern befand sich auch ein mächtiger Rundturm; bis 1906 alles abgerissen und für den Bau der Hauptstraße zum Hafen verwendet wurde.
Die neuere Geschichte der Stadt war wiederholt von großer Bedeutung für das ganze Land. In Vlora rief am 28. November 1912 Ismail Qemali die Unabhängigkeit Albaniens aus. Bis 1914 war Vlora Sitz der ersten provisorischen Regierung des Landes und somit Hauptstadt. 1920 wurden hier die letzten italienischen Truppen aus dem Land geworfen.
1939-1943 war die Stadt erneut von Italienern besetzt, deren U-Boothafen bei der vorgelagerten Insel Sazan Anlass für Bombenabwürfe der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs auf Hafen und Stadt war. Nach dem Krieg waren kaum noch Gebäude aus osmanischer Zeit erhalten. Bis zum politischen Bruch mit Moskau 1961 unterhielt die Sowjetunion eine Marinebasis in der Bucht.
In jüngerer Zeit war das Augenmerk der ganzen Welt auf Vlora gerichtet, als im Januar/Februar 1997 die Unruhen, die zum Sturz der Regierung und anarchischen Verhältnissen führten, von hier aus auf ganz Albanien übergriffen.
In den 1990er Jahren wurde Vlora zu einem Zentrum des Schmuggels über die Adria. Das italienische Festland ist nur rund 60 Kilometer entfernt. Mit Schnellbooten können die Schmuggler die Straße von Otranto in einigen wenigen Stunden erreichen. Die Mafia transportierte so Drogen und zum Teil auch Waffen, insbesondere aber Menschen (Flüchtlinge aus Albanien und Asien sowie Frauen für Prostitution) nach Westeuropa. Wiederholt kam es zu Unfällen, bei denen mehrere Flüchtlinge ertranken. Gegenwärtig kämpfen die albanischen Behörden mit Unterstützung von Italienern, Deutschen und Amerikanern gegen das organisierte Verbrechen. Die illegalen Geschäfte haben Vlora zu einer der wohlhabendsten Städte des Landes gemacht.
Basierend auf dem Artikel Vlora der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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