Flagge von Tschechien

Tschechien

Hauptstadt
Prag
 
Fläche
78.860 km²
 
Bevölkerung
10.209.000
 
pro km²
129 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
01.05.2024
06:41
 
 
+
»
 

Geschichte

Der Ort Wratislawicz entstand vermutlich im 13. Jahrhundert links der Neiße durch böhmische Kolonisten. Ab 1460 ist die Siedlung urkundlich nachweisbar, die zur der Zeit eine gemauerte Kirche besaß. Im 16. Jahrhundert wanderten deutsche Siedler aus dem nördlichen Teil des Isergebirges ein, die am rechten Neißeufer einen weiteren Ort anlegten, der nach ihrem Heimatdorf Meffersdorf (heute: Pobiedna) benannt wurde. Die Dörfer rechts und links des Flusses waren selbständige Orte und gehörten unterschiedlichen Herrschaften (Reichenberg, Böhmisch Aicha). Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Ortsname zu Maffersdorf, diese Bezeichnung wurde seit dem Dreißigjährigen Krieg auch auf das Dorf links der Neiße übertragen und die Bezeichnung Wratislawicz geriet in Vergessenheit.

Maffersdorf rechts der Neiße, auch als Reichenberger Seite bezeichnet, wuchs beständig. 1701 erfolgte dort Bau der neuen Pfarrkirche nach Plänen des Prager Baumeisters Marco Antonio Canevalle.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte in beiden Teilen die Industrialisierung an. Die von Ignaz Ginzkey gegründete und von seinem Sohn Willy weitergeführte Teppich- und Deckenfabrik besaß Weltruf. 1924 stattete Ginzkey das New Yorker Hotel Waldorf-Astoria mit den größten Teppichen der Welt aus. 1871 gründete Franz Peukert seine Firma, die er später zu einem renommierten Unternehmen für Fleischereieinrichtungen ausbaute. 1896 entstand die Porzellanfabrik Eduard Stiassny.

Seit der Entdeckung einer Heilquelle im Jahre 1862 wurde im Dorf links der Neiße bald der Badebetrieb aufgenommen. Der Badebesitzer Rudolf schloß sich 1913 mit dem Besitzer des zweiten, 1866 entstandenen Mineralwasserbrunnen Weber zusammen. 1918 kaufte jedoch der Besitzer des Kurbades in Bad Liebwerda das Heilbad in Maffersdorf auf, um den Konkurrenzbetrieb einzustellen.

Die 1872 als Aktiengesellschaft gegründete Reichenberger Bierbrauerei und Malzfabrik in Maffersdorf rechts der Neiße war bekannt für ihr gutes Bier.
Beide Gemeinden, die der böhmischen Bezirkshauptmannschaft Reichenberg angehörten, hatten 1880 zusammen 4.910 Einwohner.
Mit der am 12. Juli 1894 eingeweihten Lokalbahnstrecke der 1888 gegründeten Reichenberg-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn AG entstanden auf der Flur von Maffersdorf links der Neiße zwei Bahnstationen (Maffersdorf und Dörfel).

Am 14. Juli 1901 erfolgte die Vereinigung beider Gemeinden zum Marktflecken Maffersdorf, der 1939 6.234 Einwohner zählte.

1919 kam der Ort an die neu gegründete Tschechoslowakei; die Bezeichnung Vratislavice wurde wieder benutzt. 1938 wurde der Ort als Teil des Sudetenlandes vom Deutschen Reich besetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zur Vertreibung der fast ausschließlich deutschen Bevölkerung.
Im Jahre 1951 wurde das bereits seit 1900 geplante Straßenbahnprojekt zwischen Liberec und Jablonec realisiert, das Vratislavice fortan mit beiden Städten verband. Nach 1970 erfolgte zeitweilig eine Einstellung des Straßenbahnverkehrs, da sich die Gleisanlagen in einem sehr schlechten Zustand befanden. Durch die Verkehrsbetriebe Liberec wird die Strecke heute wieder befahren.

1956 wurde Vratislavice zur Stadt erhoben und 1980 nach Liberec (heute Liberec XXX) eingemeindet.

Basierend auf dem Artikel Vratislavice nad Nisou der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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