Geschichte
Vor 1797 zur Hochbank Baelen und zum Herzogtum Limburg gehörend, wurde Welkenraedt erst 1797 als eigenständige Gemeinde (bestehend aus den Orten Herbesthal, Welkenraedt und Lantzenberg/Lanceaumont) im Ourthe Département gegründet. Durch die römischen Funde in Lantzenberg/Lanceaumont lässt sich die Besiedlung des Welkenraedter Ortsgebietes noch weiter zurück datieren.
Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Waterloo und dem Wiener Kongress 1815 wurde im Zuge der Neuordnung Europas die Gemeinde Welkenraedt 1816 zwischen dem Königreich Preußen und der Vereinigten Niederlande aufgeteilt. Herbesthal wurde ausgemeindet und ging an Preußen, Welkenraedt kam zuerst an die Vereinigte Niederlande, 1830 an Belgien. Damit war Welkenraedt bis 1918 der erste belgische Ort westlich der preußisch-belgischen Grenze, direkt gegenüber dem preußischen Grenzbahnhof Herbesthal gelegen, und bekam mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Aachen - Lüttich 1843 seinerseits den belgischen Grenzbahnhof zu Preußen. Von Herbesthal aus marschierten im Ersten Weltkrieg die deutschen Truppen am 4. August 1914 in Welkenraedt (und Belgien) ein.
Gemeinsam mit den Nachbargemeinden Baelen und Plombières gehört Welkenraedt zur sogenannten "Platdütschen Region", deren Bevölkerung seit alters her einen deutsch-limburgischen Grenzdialekt spricht. Dieser Umstand hatte im Zweiten Weltkrieg zur Annexion dieses Gebietes (1940 - 1944) durch die Nationalsozialisten und in der Absicht einer völligen Germanisierung der Bevölkerung zum Verbot des französischen Sprachgebrauchs geführt. Bei der umstrittenen Sprachenzählung von 1947 gaben weniger als 15% der Einwohner der Gemeinde Welkenraedt Deutsch als Muttersprache an, wobei nicht nur der durch die frankophone Gemeindeverwaltung ausgeübte administrative und politische Druck, sondern auch die aus Okkupation bzw. Annexion erwachsene Aversion gegen die Deutschen dieses Ergebnis verursacht haben dürfte.
1963 kam Welkenraedt im Zuge der Festlegung der Sprachgrenzen zum frankophonen Gebiet, jedoch wurde per Gesetz die Möglichkeit offen gelassen, später noch gewisse sprachliche Erleichterungen für die niederländisch- und/oder deutschsprachigen Einwohner einzurichten. Diese sind bis heute nicht offiziell eingeführt, jedoch beschloss der Gemeinderat vor Jahren, Erleichterungen in Verwaltungsangelegenheiten auf freiwilliger Basis für die deutschsprachigen Einwohner einzuführen. Schon seit 1963 besteht per Gesetz die Möglichkeit, den Schulunterricht in einer anderen Sprache als französisch zu erteilen (s. Fazilitäten-Gemeinden). Inzwischen wird die Zugehörigkeit des Gebietes um Welkenraedt zur Französischen Gemeinschaft vor allem durch den Vlaams Belang massiv in Frage gestellt.
Noch heute gibt es viele deutschsprachige Flurnamen, wie Hockelbach, Auweg, Auwenhof, Kinkenweg, Dickenbusch, Hoof, Vogelsang.
Ebenso gibt es niederländische Flurnamen, die von der wechselhaften Geschichte der Region zeugen:
Heerstraat, Lekker und Straatweide.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung Belgiens schloss sich Welkenraedt mit der Nachbargemeinde Henri-Chapelle und den nördlich der E 40 gelegenen Teilen der Gemeinde Baelen 1977 zur Großgemeinde zusammen (die Gemeinde Baelen erhielt im Gegenzug die südlich der Autobahn gelegenen Welkenraedter Ortsteile Heggen und Heggensbrück). 1991 rückte die Gemeinde Welkenraedt durch die Ausrichtung der weltweiten Ausstellung "Alles über Hergé" (Tout Hergé/Alles over Hergé) in die Schlagzeilen der internationalen Medien. 1997 feierte die Gemeinde ihr 200jähriges Bestehen.
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