Geschichte
150 n. Chr. nennt der griechische Geograph Ptolemäus drei Sachseninseln vor der Elbmündung, wahrscheinlich Fahrstedt, Wöhrden und Büsum. Die Siedlung lag lange Zeit fast vollständig vom Meer umschlossen und bildete so ebenso einen wichtigen Hafenplatz wie einen relativ sicheren Rückzugsraum bei Eroberungsversuchen des Landes. Noch um 1600 schreibt der Dithmarscher Historiograph Neocorus über die Siedlung, sie sei eine. ummeflatene Flecke, welcher allein einen Wech van Osten in hefft, sonst alle Wege mit Bruggen und Stegen geleidet werden. (S.53)
Die Besiedelung der Wurt erfolgte um 800. Um 1000 entstand ein Siddeldeich, der später als erste wegbare Landverbindung, genannt Persenweg, genutzt wurde und um 1100 entstand der erste Seedeich von Hochwöhrden über Wackenhusen, Wöhrden, Großbüttel, Reinsbüttel, Wesselburen usw., bis hinter Hemme wieder an den Geestrand. Wann genau die erste Kirche und damit ein eigenständiges Kirchspiel Wöhrden entstand, ist nicht bekannt.
Als Bischof Adalbert II. von Hamburg-Bremen 1140 in einer Urkunde erstmals die Dithmarscher Kirchspiele erwähnt, ist Wöhrden noch nicht darunter.
Der Ort bildete früher das Zentrum des Kirchspiels Süderwöhrden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 7. Mai 1281. In einem Vertrag zwischen Hamburg und den Dithmarscher Kirchspielen taucht Worden als besiegelndes Kirchspiel auf. Ob Wöhrden als Abspaltung des Dithmarscher Mutterkirchspiels Meldorf oder über das Kirchspiel Wesselburen aus dem Urkirchspiel Weddingstedt entstanden ist, ist historisch umstritten.
1319 bauten sie eine Kirche mit 46 Metern Länge und 20 Metern Breite, die seinerzeit neben dem Meldorfer Dom als herrlichste Kirche Dithmarschens galt. Nach der Siegreichen Schlacht in der Süderhamme 1404 bewahrten die Dithmarscher die beiden erbeuteten Banner des Herzogs in der Wöhrdener und der Meldorfer Kirche auf. Nach der Schlacht bei Hemmingstedt 1500 wurde in ihr der vom dänischen König Waldemar mitgeführte, und angeblich originale, erbeutete Dannebrog aufbewahrt.
Der Ort, der heute durch die Landgewinnung etwa 10 Kilometer von der Küste entfernt liegt, war im Spätmittelalter eine regional bedeutende Hafenstadt. Die Kirchspiele im Norden des Landes gewannen zunehmend Einfluss gegenüber den südlicheren Siedlungen. 1373 errichteten die Kirchspiele Wöhrden, Neuenkirchen, Wesselburen, Weddingstedt und Hemmingstedt einen eigenen Markt in Konkurrenz zu dem in Meldorf. Mit der Dithmarscher_Bauernrepublik löste Heide Meldorf als Hauptort des Landes ab.
Die wichtigen Dokumente des Landes wurden nicht mehr in Meldorfer Dom, sondern in den Kirchen Wöhrdens und Wesselburens aufbewahrt. Der Presbyter Bremensis beschrieb Mitte des 14. Jahrhunderts die Nordermarsch mit Wöhrden und Wesselburen als cor terre Ditmarice – Herz Dithmarschens. (S.54) Zahlreiche der führenden Regentenfamilien der Bauernrepublik kamen aus Wöhrden. Die laut Neocorus angesehenste, die Woldersmannen stellten zeitweise allein fünf der 48 Achtundvierziger stellten.
Die Stadt erhielt unter anderem auch Beziehungen zur Hanse. 1375, zur Hochzeit der Bauernrepublik Dithmarschen schlossen Lübecker Kaufleute einen Vertrag in Wöhrden, bei dem die Dithmarscher sich verpflichteten, die Lübecker Handelsgüter zu schützen. Der Konflikt zwischen Strandräuberei einerseits und den guten Beziehungen zur Hanse andererseits war einer der prägenden Dithmarscher Konflikte dieser Zeit.
Das Materialienhaus, das als ältestes Haus Dithmarschens gilt, entstand 1519. Es ist ein typisches Marschbürgerhaus, die sich an weiten Teilen der schleswig-holsteinischen Nordseeküste finden: Einräumhäuser mit Fachwerk im Unterbau und reich verzierten Giebeln.
40 Jahre später, 1559, schlugen König Friedrich II, DK. Herzog Johann von Hardersleben und Herzog Adolf von Holstein die Dithmarscher in der Letzten Fehde, worauf das Land dreigeteilt wurde. Nach dem Tod des Herzogs Johann (1580) wurde 1581 Dithmarschen zweigeteilt. Die willkürliche Grenze trennte nun das Kirchspiel Wöhrden in Süder- und Norderwöhrden. Die Aufteilung trennte die Stadt von ihrem wirtschaftlich wichtigen Hinterland, der ehemals zentrale Ort lag plötzlich an der Peripherie Süderdithmarschens. Gleichzeitig stiegen andere Städte wie Wesselburen, Marne und insbesondere Heide in ihrer Bedeutung und überflügelten schon bald das alte Herz Dithmarschens.
Der Niedergang des Ortes setzte sich fort, als die Gegend um Wöhrden zunehmend verlandete und 1601 das Bütteler Feld besiedelt wurde. Der Priel zur Nordsee verschlickte zunehmend, die Bedeutung des Hafens ging zurück. Die ehemals hoch angesehene Kirche begann zu verfallen, Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts sahen sie als unnötig großes Gebäude an, das ausreichend für drei Kirchspiele der Wöhrdener Bedeutung und Größe gewesen wäre.
1875 begann der Neubau der jetzigen Schule "School op de Wurth". 1922 startete die Elektrifizierung Wöhrdens, die Straßenbeleuchtung war ab nun elektrisch.
Am 7. März 1929 markierte die von den Nazis so genannte Blutnacht von Wöhrden, bei der etwa 300 Nationalsozialisten und 100 Kommunisten mit Gummiknüppeln, Stahlstücken, Messern und Dolchen aufeinander losgingen und drei Menschen starben, den Durchbruch der NSDAP in der Region. Den Nazis gelang es, die Ereignisse auch überregional propagandistisch auszuschlachten.
Die Auflösung der Bauernschaften (Wöhrden-Neuenwisch-Neuenkrug Hochwöhrden – Wackenhusen – Großbüttel – Walle) und der Zusammenschluss zur Kirchspielslandgemeinde Süderwöhrden geschah 1938.
1972 verlor Wöhrden die Gemeindeverwaltung, es erfolgte die Bildung der Amtsverwaltung Amt Kirchspielslandgemeinde Heide-Land. Am 1. Januar 1974 erfolgte die Eingemeindung Ketelsbüttel in die Gemeinde Wöhrden. Wöhrden wuchs von 1600 auf 2151 ha, die Einwohnerzahl stieg von 1058 auf 1217. Im Jahr 2001 gelang der Abschluss einer Partnerschaft mit der polnischen Gemeinde Sianów.
Mit Ablauf des Schuljahres 2005/2006 wurde die Grundschule aufgelöst. Grundschüler aus Wöhrden gehen seit dem in Hemmingstedt zu Schule.
Im August 2006 hat Wöhrden sein 725-jähriges Bestehen mit einer Festwoche im Festzelt gefeiert, bei der auch Vertreter der Gemeinde Sianów teilgenommen haben.
Zum Schuljahresbeginn 2007/2008 startete die Freie Waldorfschule Wöhrden den Unterricht. Damit besitzt Wöhrden die einzige Waldorfschule an der gesamten Westküste.
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