Geschichte
Wolfen ist eine Chemiestadt, die ihre Entwicklung hauptsächlich der von Agfa 1909 erbauten Filmfabrik Wolfen verdankt. So entstand unter anderem hauptsächlich für die Arbeiter der Filmfabrik Wolfen der Neubaukomplex Wolfen-Nord.
In Wolfen wurde 1936 der Farbfilm erfunden, das Patent 1945 von amerikanischen Truppen beschlagnahmt und an den US-Konzern Kodak übergeben.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten hunderte Frauen, Kinder und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern in den IG Farben-Werken Zwangsarbeit verrichten. In der Baumwollherstellung ("Vistra") wurden gegen Ende des Krieges 350 weibliche Häftlinge des KZ Ravensbrück eingesetzt (nach anderen Angaben 1.200 bis 1.700 Jüdinnen), die in Baracken in der Thalheimer Straße untergebracht waren. Viele verloren ihr Leben.
Nach Kriegsende wurde die Film- und Faserproduktion zunächst fortgesetzt und am 31. Dezember 1953 als VEB Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen an die DDR übergeben. Im Jahr 1964 erfolgte die Umstellung des Warenzeichens von Agfa auf ORWO (Original Wolfen). Nach der Wende scheiterte die Privatisierung der Filmfabrik. Schließlich wurde 1994 die Liquidation des Gesamtwerkes eingeleitet. Teilprivatisierungen führten zur Gründung der ORWO Net GmbH (Foto-Colorlabor) und der FilmoTec GmbH (Herstellung von ORWO-Filmen).
Am 7. Oktober 1958 wurde der bisherigen Gemeinde Wolfen das Stadtrecht verliehen.
Seit 1990 ging die Einwohnerzahl Wolfens um 42 Prozent zurück, von 43.900 auf etwa 25.000 im Jahr 2005.
Der Ortsteil Wolfen-Nord ist ein typisches Beispiel für die sogenannten Satellitenstädte im Osten Deutschlands, die von Plattenbauten geprägt und seit 1990 von Arbeitslosigkeit, starkem Wohnungsleerstand und Abwanderung betroffen sind. Wolfen-Nord wurde in den 1960er- bis 1980er-Jahren hauptsächlich für die arbeitende Bevölkerung aller Schichten aus der Filmfabrik Wolfen, dem Chemiekombinat Bitterfeld, der Rohrwerke Bitterfeld und anderen Industrie- und Bildungszweigen gebaut. Während 1993 noch circa 33.000 Einwohner in Wolfen-Nord lebten, sind es heute weniger als 15.000 Einwohner. Durch Wegzug in attraktivere Gegenden ist Wohnungsleerstand zum größten Problem des Stadtteils geworden. Dem wird seit dem Jahr 2000 vor allem durch umfangreiche Abrissarbeiten begegnet. Allein in der Rückbauplanung für 2005/2006 wurden 1.182 Wohnungen mit über 70.000 m² Wohnfläche als Abrissobjekte festgelegt.
Basierend auf dem Artikel Wolfen der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen