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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
01.02.2025
20:39
 
 
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Geschichte

Wollaberg gehört zu den sogenannten Sieben Künischen Dörfern.
Der Name Wollaberg entstand nach Meinung von Georg Brand (Pfarrer in Wollaberg von 1893 bis 1903) aus Walchen oder Walschen und deutet auf römischen Ursprung. Jedoch liegt Wollaberg außerhalb des früheren römischen Reichs.

Mit Walschen oder Walchen wurden die Römer von den Germanen genannt. Wahrscheinlich gerieten hierher versprengte Römer, als das römische Reich zusammenbrach und ließen sich hier nieder. Auch kann der Name Wollaberg von wallern (wallfahren) herführen, was man eher annehmen kann.

Eine andere Theorie verfolgte der in Wollaberg geborene Prälat Dr. Schmöller. Er vermutet, dass Wollaberg mit den umliegenden Dörfern um 1257 entstanden sei, weil um diese Zeit dieses Gebiet vom Bischof von Passau als Lehen an die in der Nähe liegenden Burgen vergeben wurde, um seine Kriegsschulden zu bezahlen. Deshalb versuchten diese Besitzer der Burgen, so schnell wie möglich, dieses Gebiet zu besiedeln, um selbst Lehen, d.h. den Zehnten zu erhalten.

Die Eifersucht der Waldkirchener und des passauischen Fürstbischofs, der für seine Einkünfte Waldkirchen brauchte, da er in Waldkirchen auch politischen Einfluss besaß (Wollaberg mit Umgebung war 260 Jahre lang unter österreichischer Herrschaft, deshalb der Name künisch = königlich), ließen Wollaberg nicht zu vollen Entwicklung kommen.
Trotz des Bestrebens von 1692 bis 1710 der Wollaberger nach Selbständigkeit erhielten sie keinen Seelsorger, weil Graf Ferdinand von Salburg als Herrschaftsinhaber den Waldkirchenern nicht feierlich zusicherte, keinen Ochsenmarkt etc. in Wollaberg abzuhalten. Denn zu selbständigen Pfarrstellen gehörten Wirtshäuser, in denen die Pfarrkinder bei Tauftrunk, Hochzeitsfest und Totenmahl einkehren mussten, gehörten Handwerker und Krämer, gehörten eben Märkte. Dort trafen sich die Bauern aus den Dörfern, konnten dort auf den Wochenmärkten ihre Überschussprodukte absetzen, wie Getreide, Vieh, Butterschmalz, Eier und hier wieder ihren Warenbedarf decken.

Waldkirchen wollte und konnte es sich nicht leisten, einer Abtrennung zuzustimmen, denn der Waldkirchener Pfarrer hätte seinen Zehent verloren (eine wichtige Einnahmequelle) und die Bürger Waldkirchens hätten Einbußen hinnehmen müssen, obwohl die Rannariedler Grundherrschaft bitter klagte, „mehrer dem Marckht zu Waldtkürchen zu helffen, alß der Seelen Heill zu beobachten gedacht“. Vermutlich stand schon im 12. Jahrhundert auf den Wollaberg ein Kirchlein. Es ist bekannt, dass schon im 14. und 15. Jahrhundert rege Wallfahrten auf den Wollaberg existierten. Freyunger Kirchenbücher schreiben davon. Die Wollaberger Wallfahrtskirche ist dem Heiligen Ägidius geweiht, und im Mittelalter verehrte man diesen Heiligen (einer von den 14 Nothelfern) für das Vieh und die Landwirtschaft und gegen die Pest.

Im 16. Jahrhundert findet die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrei Wollaberg statt, denn eine Urkunde von 1530 berichtet davon, dass die Wollaberger den dritten Teil des Zehents an einen Pfarrer mit Namen Ignatius Späth zahlten. Auch berichtet Pfarrer Kajetan Wild (von 1762 bis 1780 Pfarrer in Wollaberg), dass es in alten Handschriften noch heißt: „In der Pfarrei Wollaberg gelegen“.

Im Mittelalter fiel der Großteil der Bevölkerung der Beulenpest zum Opfer, und somit auch die Pfarrei Wollaberg. Sie wurde zur Pfarrei Waldkirchen geschlagen, aus der sie ursprünglich entstand.

Bei Grabungen in der Kirche 1973 stieß man auf Grundmauern des wahrscheinlich ältesten, steinernen Kirchenbaus, von dem keine schriftlichen Belege existieren. Diese kleine Kirche musste um 1500 einem größeren Kirchenbau weichen. Im Pestjahr 1650 brannte ganz Wollaberg mitsamt der Kirche und dem Richterhaus ab. Die Kirche wurde im spätgotischen Stil 1655 auf den stehengebliebenen Grundmauern wieder aufgebaut.
Der Turm wird bereits 1570 als Wehrturm erwähnt; wann er gebaut wurde ist unbekannt. Man erkennt noch heute die zum Teil zugemauerten Schießfenster.

Wollaberg war im Mittelalter ein strategisch wichtiger Punkt und hatte die Aufgabe, die Klafferstraße zu sichern, die auch die Verbindung war nach Südböhmen, dem Herrschaftsgebiet der katholisch gebliebenen, mit dem Passauer Bischof verbündeten Rosenberger auf Krummau. Die Klafferstraße war eine wichtige Handelsstraße für das Vieh zwischen Bayern und Ungarn; daher noch der Name 'Ungarsteig'. Im Jahr 1458 zogen die Passauer ins Böhmische, verbrannten einige Dörfer und raubten Vieh, ein wertvolles Gut. Im Gegenzug kamen die Böhmen und besetzten 1472 Wollaberg, um die Klafferstraße zu sperren. Es ging damals um religiöse und politische Auseinandersetzungen. Der Fürstbischof von Passau beschwerte sich bei Papst Paul II. über die Schäden, die die böhmischen Häretiker anrichteten (denn auch Politik ließ sich ins Spiel bringen).

Die „Ketzerei“, vor allem des Waldensertums, scheint im 13. und 14. Jahrhundert ebenso wie in ganz Oberösterreich und Südböhmen auch im Wollaberger Gebiet verbreitet gewesen zu sein; es war anscheinend eine allgemeine Begleiterscheinung der großen Rodungs- und Siedlungsbewegung. Jedenfalls traten in Oberösterreich und Südböhmen die Waldenser, Bürger wie Bauern, massenhaft auf. Sie suchten den eigenen Weg zum Heil, hatten Wanderprediger, verweigerten den Eid und leugneten das Fegefeuer, wurden deshalb von der Inquisition verfolgt, verhaftet, verhört, verurteilt und auf den Scheiterhaufen verbrannt. 1410, noch vor Ausbruch der hussitischen Revolution, soll sich der Passauer Bischof mehrere Monate in Untergriesbach und Waldkirchen aufgehalten haben, um der „Ketzerei“ entgegenzuwirken. Aus Inquisitionsprotokollen kann man erfahren, dass im Leben dieser Sekten verborgene Schlupfwinkel unter den Häusern eine bedeutende Rolle als Ort geheimer Zusammenkünfte und religiöser Handlungen spielten. Die vielfach im Wollaberger Gebiet vorkommenden unterirdischen Gänge und Kammern, im Gasthaus Lichtenauer (ehemaliges Schloss) der Fluchtweg nach Aßberg, können so einer historischen Deutung beigemessen werden.

Unsichere Zeiten gab es oft. Dabei ging es um Brandschatzung, Erpressung, Repressalien der mittelalterlichen Fehderechte, Gebietsansprüche (durch die unbestimmte Landesgrenze) und natürliche hohe Politik. Auch der militärische Beweggrund kommt in dieser Siedlungstätigkeit zum Ausdruck, denn die Orte sperrten die Straßen und somit auch die Landesgrenzen, als Maßnahme zur Gewinnung neuer Herrschaftsräume und ihrer militärischen Sicherung, als Mittel zur Schaffung grundherrlicher Einkünfte und Zehentsammler.

Da Wollaberg von 1506 bis 1765 österreichisch war, versuchten die Wollaberger durch ihre Landesherrin „Kaiserin“ Maria-Theresia wieder eine Pfarrei zu erhalten. Aus der Zeit um 1670 stammt die von Richter Adam Göschl gestiftete und reich verzierte Ägidius-Glocke, die heute noch ihren Dienst versieht. Fälschlicherweise wurde sie als ein Geschenk der 'Kaiserin' Maria-Theresia betrachtet und wird deshalb auch heute noch nach ihr benannt.

Diese griff nun persönlich ein, aber der Bischof von Passau wollte im Ausland keine eigenständige Pfarrei (wieder) errichten. Als die "Kaiserin" wiederholt eingriff, erhielten die Wollaberger 1751 eine Expositur und der Geistliche sollte bis zur Errichtung eines eigenen Hauses im Schlosse wohnen. Ein Anwesen wurde am Rand von Wollaberg 1759 gekauft, das alte Haus abgerissen und der heutige Pfarrhof darauf gebaut. 1765 kaufte Fürstbischof Leopold Ernst Graf von Firmian dieses Gebiet um Wollaberg für 137.787 Gulden von Österreich zurück. Er kaufte auch das Schloss von der Herrschaft Chlam und funktionierte es in ein Jagdschloss um, da er ein begeisterter Jäger war. In der Nähe von Jandelsbrunn legte er auch einen Fasangarten an, dessen Weiler heute noch so heißt.

1767 wurde dann Wollaberg zum selbständigen Pfarrvikariat mit zwei ständigen Seelsorgern erhoben.
1807 strebten die Wollaberger einen Neubau ihrer Kirche an, dieser wurde aber abgewiesen, da das Fürstbistum Passau zu Bayern fiel. Erst 1844 konnte mit dem Bau begonnen werden. Man wollte zuerst die gesamte Kirche abreißen, entschloss sich aber, den Turm und das Langhaus (jetziger Chor) stehen zu lassen und das Mittelschiff mit den Seitenschiffen daran zubauen (die Kirche ist seitdem nach Westen ausgerichtet). Der Entwurf stammte von Zivilbauinspektor Leonhard Schmidtner.
Leider wurden in dieser Zeit zum Teil sehr alte Votivbilder, Zeugen einer einst großen Wallfahrt, achtlos veräußert. Eine alte Christus-Skulptur (sie zeigte Jesus im Kerker) wurde in die Bründl-Kapelle (auch Wieskirche genannt) überführt, wo sie in diesem Jahrhundert mitsamt Votivbildern gestohlen wurde. Sie sind seitdem verschollen. 1895 erhielt Wollaberg durch Pfarrer Georg Brand wieder den Status der Pfarrei.
Auf dem Gebiet der Pfarrei Wollaberg entstanden im Jahre 1910 Hintereben als Pfarrei und noch viel später, im Jahre 1968, Jandelsbrunn als Pfarrei.

Basierend auf dem Artikel Wollaberg der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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