Geschichte
Die Stadt Zawiercie wurde erstmals im Jahre 1431 in einem Dokument Herzog Bolkos V. von Oppeln erwähnt. Zawiercie blieb jedoch als Teil Polens stets außerhalb der Grenzen Schlesiens, auch wenn es heute zur gleichnamigen Woiwodschaft gehört. Gegen Ende des 19. Jahrhundert setzten sich für Zawiercie zwei Bezeichnungen durch: Der Ortsteil an der Straße nach PorÄ™ba wurde „Zawiercie Duże“, also Groß Zawiercie genannt, das Dorf rechts der Warthe, das zur Gemeinde Kromołów gehörte, wurde mit dem Zusatz Klein versehen (Zawiercie MaÅ‚e). Kromołów wurde bereits 1193 urkundlich erwähnt und stellt heute den ältesten Stadtteil von Zawiercie dar. Dieser Ort erlebte gegen Anfang des 19. Jahrhunderts, dank seiner Leinenindustrie und Tuchmacher seinen größten Aufschwung.
Bei der Dritten Teilung Polens von 1795 wurde Zawiercie, als Teil des sogenannten Neuschlesien, Preußen angegliedert. 1807 fiel die Stadt samt Neuschlesien an das neugebildete Herzogtum Warschau, um nach dem Wiener Kongress seit 1815 Kongresspolen anzugehören.
Am 1. Dezember 1847 erhielt Zawiercie Anschluss an das Eisenbahnnetz, was den Grundstein zur weiteren industriellen Entwicklung legte. Neben dieser eingleisigen Strecke wurde 1881 eine zweigleisige Verbindung angelegt, die Warschau mit Wien verband. Bald darauf folgte 1890 ein Bahnhofsgebäude, das 1914 durch das jetzige ersetzt wurde. Auch durch neue Straßen wurde die Infrastruktur weiter ausgebaut. Deshalb kauften die jüdischen Unternehmer Ginsberg aus Berlin eine Baumwollspinnerei von 1833, die sie ausbauten und wettbewerbsfähig machten. Für die Stadt begann nun ein industrieller Aufschwung, der eng mit der Eisenbahnanbindung verknüpft war, da sich an den Bahnlinien in der Folgezeit die meisten Fabriken ansiedelten. Bald darauf wurde 1875 von Carl Brauss eine Kunstwollefabrik eröffnet.
Besonders die Eisenindustrie war in Zawiercie von großer Bedeutung, da in der Stadt und den späteren Stadtteilen zahlreiche metallverarbeitende Unternehmen und Eisenhütten, wie die Hütte Ferrum entstanden, die das vor Ort ausgebeutete Eisenerz nutzen konnten. Außerdem fanden sich im Stadtgebiet große Vorkommen an Braunkohle, die ebenfalls zügig für Industrie erschlossen wurden.
In der wachsenden Stadt wurden von verschiedenen Unternehmen Arbeiterkolonien angelegt, die mit Schulen, Kirchen und Parkanlagen ausgestattet wurden.
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich Zawiercie zu einer jungen und florierenden Industriesiedlung entwickelt, die eben „nur“ eine Siedlung war. Deshalb bemühte man sich sehr um das Stadtrecht für Zawiercie, das der Stadt am 1. Juli 1915 verliehen wurde. Somit konnte sich die Stadt selbst verwalten und ihre politische, wie ihre wirtschaftliche Bedeutung durch zahlreiche Eingemeindungen festigen.
Im Ersten Weltkrieg erlebte die von deutschen Truppen besetzte Stadt eine Krise. Wegen der schlecht erreichbaren Absatzmärkte und wegen rückläufiger Industrieproduktion wurden zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut und sogar eine Eisenhütte ganz geschlossen. Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln führten zu einer Verschlechterung der Lage.
Misswirtschaft und anhaltende Arbeitslosigkeit verhinderten eine Besserung der Lage Zawiercies nach dem Krieg. In dieser Krisenzeit wurde Zawiercie sogar als ausgestorbene Stadt bezeichnet. Eine kleine Besserung trat 1927 ein, als Zawiercie Kreisstadt wurde und auch die kulturelle Bedeutung der Stadt stieg. Mit der Zeit entschärfte sich auch die Finanzlage und allgemein fanden auch mehr Menschen einen Arbeitsplatz.
1939 wurde die Stadt von der Wehrmacht besetzt und zunächst Teil des Generalgouvernements. Am 20. November 1939 schließlich wurde die Stadt Teil der Provinz Schlesien und später des Gaus Oberschlesien. Dadurch wurde Zawiercie von Polen getrennt und ein Teil Schlesiens, obwohl es nie wirklich mit diesem historisch verbunden gewesen war. Der Landkreis wurde verkleinert und in Landkreis Warthenau umbenannt, denn Zawiercie war 1941 in Warthenau umbenannt worden.
Nach der Befreiung durch die Rote Armee Anfang 1945 kam Zawiercie wieder zu Polen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es insbesondere bis 1947 in den Industriebetrieben der Stadt zu Streiks, wegen der schlechten Versorgungs- und Bezahlungslage. Trotzdem erlebte die Stadt einen Aufschwung, da neue Betriebe errichtet wurden. In den 90er Jahren stellt die Arbeitslosigkeit ein großes Problem der Stadt dar, denn es wurden zwar Industriebetriebe, wie die Hütte Zawiercie, privatisiert, andererseits kam es bei vielen vor allem unproduktiven Werken auch zu Schließungen.
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