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Deutschland

Bundesrepublik Deutschland

Hauptstadt
Berlin
 
Fläche
357.027 km²
 
Bevölkerung
82.716.000
 
pro km²
232 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
23.02.2025
21:01
 
 
+
»
 

Geschichte

Die Gemeinde wurde 1442 erstmals urkundlich als Belen oder Belte erwähnt. Die Deutung oder Herleitung des Namens lässt sich nur vermuten. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt der Name aus dem slawischen Wort belin oder belina in der Bedeutung „weißer, heller Ort“. Er lässt sich aber wahrscheinlich auch von Buhil oder Bühl ableiten, was gleichbedeutend mit Bogen, Buckel oder Hügel ist. Dies verdeutlicht sich in der Lage des Ortes zwischen den umliegenden Erhöhungen. In der Mundart lautet der Name des Ortes noch heute, fast wie ursprünglich, „Belln“.

Die ersten Ansiedlungen sind in der Ortsmitte zu vermuten, hier stand auch die erste Kapelle oder Kirche des Ortes. Vom Ortskern dehnte sich die Bebauung zunächst in Richtung Viehtreibe und Mühlberg aus. Später entstanden quer zur typischen Ortszeile weitere Straßen. Im 18./19. Jahrhundert wurde auch der Anger zur Bebauung genutzt, einzelne Häuser sind noch in der sogenannten „mittleren Zeile“ vorhanden. Im Ort wurde neben Bismut und Blei vor allem Kupferkies abgebaut und zu Kupfer weiterverarbeitet (weitere Gruben in und um Böhlen: ein Goldwaschwerk am Kuraubach wird 1616 als „goldt seufen an der Schwartze“ erwähnt, 1615 und 1688 werden eine bestehende Anlage eines Schwefel- und Vitriolwerks mit Hütte erneuert). Im 16. Jahrhundert gab es in Böhlen sogar ein Bergamt. Das Kupfer wurde am Kirchberg abgebaut. Durch den Bergbau erlebte die Gemeinde einen nicht unerheblichen Aufschwung, welcher sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1533 nachweisen lässt, in der Graf Heinrich XXXIV. von Schwarzburg den Böhlener Bürgern erhebliche Vergünstigungen und Vorrechte einräumt. Diese waren vielfältig und erlaubten im besonderen die Jagd, Fischerei im Fluss Breitenbach, Brau-, Back-, Schank- und Marktrecht. Die Hälfte des Steinberges wurde zur Holznutzung freigegeben. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich auch das Recht zur Nutzung der Waldwiesen im Steinberg. Der Böhlener Hirte führte noch bis in die 1960er-Jahre das Vieh dorthin. Mit den Vergünstigungen im Bergbau kamen wahrscheinlich viele Einwanderer nach Böhlen, was sich in den teilweise heute noch existierenden Namen widerspiegelt: Holland, Höland und Hauke. Es wäre aber auch möglich, dass die Namen mit den Fahrten Böhlener Fuhrunternehmer, die weit in Europa Handel mit Webereiprodukten trieben, einwanderten. Neben dem Bergbau spielte das Weberhandwerk eine große Rolle im Ort.

In den Jahren 1610 und 1611 wütete in der Gegend die Pest, von der Böhlen, aber besonders Wildenspring, stark betroffen waren. Der dreißigjährige Krieg traf den Ort sehr hart. Hunger, Krankheiten und Plünderungen ließen die Einwohnerzahl auf 27 schrumpfen, die sich die verbliebenen Güter teilten.

Im Jahre 1778 wurde der Ort von einer Feuersbrunst heimgesucht, der 4 Häuser und 5 Scheunen zum Opfer fielen. Bereits 24 Jahre später, 1802, traf den Ort eine weitere Brandkatastrophe wobei 4 Häuser mit Hintergebäuden und 7 Scheunen abbrannten. Am 2. Oktober 1867 ereilte den Ort das bis heute größte Brandunglück. Ein kleines Mädchen verursachte beim Spielen einen Scheunenbrand nahe der Ortsmitte. Bis in die Nacht tobten die Flammen und vernichteten insgesamt 95 Gebäude im Ort, davon 31 Wohnhäuser. Weitere Brände ereigneten sich in den Jahren 1905 in der ehemaligen Möbelfabrik, im Jahre 1913 als 4 Wohnhäuser im oberen Ort vernichtet wurden und im Jahr 1921 als der größte Teil des Sperrholzwerkes vernichtet wurde.

Aufgrund der Industrialisierung und den Folgen der politischen Umbrüche von 1848/49 erlebte Böhlen mehrere Auswanderungswellen im 19. Jahrhundert. In der Zeit zwischen 1834 und 1870 suchten so mehrere hunderte Menschen in Brasilien und in Nordamerika eine neue Heimat und eine bessere Zukunft. Ein außergewöhnliches und auch überregional einmaliges Kapitel stellt hierbei die Gruppenauswanderung vom 8. März 1852 dar. Nach „Tumulten und Unruhen“ im Sommer 1851 verließen 155 Personen, 13,6 % der Dorfbevölkerung, den Ort. Auf drei Schiffe verteilt, segelten sie in 53 Tagen von Hamburg aus nach Rio de Janeiro.
In Brasilien wurden die Auswanderer auf Kaffeeplantagen im Staate Rio de Janeiro untergebracht. Hier wurden sie als Kaffeepflücker zum Ersatz von Sklaven eingesetzt.

Neben dem Bergbau und der Weberei gab es weiterhin eine große Zahl verschiedener Handwerksberufe und Händler die im gesamten deutschsprachigen Raum handelten. Es gibt in den Kirchenbüchern hierüber interessante Berichte über auswärts verstorbene Händler.

1910 wurde die zentrale Trinkwasserversorgung des Ortes durch die Firma Gockenbach aus Arnstadt fertiggestellt. Die Gemeinde wird seitdem aus Quellen vom Langen Berg versorgt. Ab 1911 erzeugte Albert Voigt auf seinem Grundstück, Ortsstraße 26, den ersten elektrischen Strom und versorgte bis 1918 nach und nach den gesamten Ort. 1928 wurde die Gemeinde mit Stadtgas versorgt, was besonders der Glasbläserei sowie der Thermometerherstellung förderlich war.

1909 bis 1910 (vielleicht auch 1912) erfolgte der Bau des Schulgebäudes durch Italiener. Es war mit einer Niederdruck-Dampfheizung ausgestattet. Im Keller befanden sich Wannenbäder und Duschen für die Bevölkerung. In den Jahren 1972 bis 1975 wurde das Gebäude durch eine Mehrzweckhalle mit Zwischenbau erweitert. 1994 wurde der Schulbetrieb aufgelöst und das Gebäude beherbergt heute die Gemeindeverwaltung, eine Kindertagesstätte und Vereinsräume.

Bis 1920 gehörte Böhlen zum Amt Königsee der Oberherrschaft im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Zwischen 1920 und 1952 gehörte der Ort zum Landkreis Arnstadt, von 1952 bis 1994 zum Kreis Ilmenau und schließlich seit 1994 zum Ilm-Kreis.

Basierend auf dem Artikel Böhlen (Thüringen) der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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