Geschichte
Es handelt sich hier um eine Insel mit ligurischem Sprachgebrauch - man könnte auch sagen einem Stadtteil des antiken Genua/Pegli mitten auf Sardinien, die, dank einer Initiative des Piemonteser Architekten Augusto de la Vallée, von Pegliesern besiedelt wurde, die im Jahre 1738 aus Tabarca/Tunesien kamen. Die Carlofortiner sprechen heute noch den Dialekt ihrer Vorfahren, der wegen ihrer Herkunft aus Tabarca auch Tabarchino genannt wird.
Im Jahre 1542 starteten die Einwohner von Pegli und den benachbarten Gemeinden an der ligurischen Küste im Gefolge der Lomellini, einem stattlichen Handelsgeschlecht von Pegli/Genua, und ließen sich auf der Insel Tabarca vor der Küste Tunesiens nieder, wo sie bis ins Jahr 1735 nach Korallen tauchten.
Im Jahre 1738 nahm ein Teil der Tabarchini unter der Führung von Agostino Tagliafico das Angebot von König Carlo Emanuele III von Savoyen an, die noch unbewohnte Insel San Pietro zu besiedeln. In den vorangegangenen Jahren war der Korallenabbau und somit der Tribut an die Lomellini zurückgegangen und für alle Seiten nicht mehr rentabel. Außerdem verstärkten sich die Auseinandersetzungen mit den Muslimen.
Zu Ehren des Königs nannten sie den neuen Ort Carloforte (Karl der Starke). Im Laufe der Zeit kamen weitere Auswandererfamilien direkt aus Ligurien hinzu und trugen zur Stärkung der kleinen, aufstrebenden Gemeinde bei.
Im Jahre 1798 wurde Carloforte von Piraten heimgesucht: 900 ihrer Einwohner wurden gefangen genommen und in Tunis als Sklaven gehalten. Nach fünf Jahren konnten sie endlich freigekauft werden. Zeugnis dieser Barbareninvasion sind die heute noch erhaltenen Teile der alten Stadtmauer und der Festung.
Wegen seiner geschichtlichen, ökonomischen und kulturellen Bindung an die ligurische Hauptstadt, insbesondere mit Pegli, wurde Carloforte am 10. November 2004 als Honorargemeinde der Provinz Genua anerkannt. Im Jahre 2006 erhielt die Nachbargemeinde Calasetta die gleiche Ehrung. Carloforte begeht jedes Jahr partnerschaftliche Festivitäten mit Pegli.
Die Tabarchiner genannte Bevölkerung vereinigt mit Carloforte auf der Insel San Pietro die Nachbargemeinde Calasetta auf der nahe gelegenen Halbinsel Sant’Antioco. Ein kleinerer Teil der Auswanderer aus Tabarca wandte sich in Richtung der spanischen Küste nach Alicante und gründete dort den Ort Nueva Tabarca. Diese Kolonie hat zwar teilweise die ursprünglichen Nachnamen beibehalten, wurde aber, was Sprache und Gebräuche betrifft, von der spanisch sprechenden Gemeinschaft absorbiert. Die Tabarchini sind in der ganzen Welt verstreut, überwiegend in Genua, an der ligurischen Küste, in Gibraltar, in Boca bei Buenos Aires und in anderen Hafenstädten. Sie werden auf insgesamt 18.000 Personen geschätzt.
Die Sprache der Tabarchiner entspricht eng der ursprünglichen ligurischen Sprache des 15. Jahrhunderts, durch persönliche und Handelsverbindungen sei es aus Tunesien als auch von der Insel San Pietro hat sie sich ebenso weiterentwickelt wie die eigentliche ligurische und Genueser Sprache. Tatsächlich hatte der Hafen von Carloforte auf Grund seiner geographischen Lage bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Bedeutung in der Schifffahrt und als Umschlagplatz mittlerer Tonnagen. Diese Sprache konserviert einige Substantive und seltene grammatikalische Formen, wie sie nur noch im veralteten Genuesisch vorkommen. Sie beinhaltet allerdings auch keine Gallizismen, wie sie hingegen das Genuesische in den letzten Jahrhunderten aufgenommen hat, z. B. der Akzent (còccina) ist typisch für Pegli und nicht für das reine Genuesisch. Als Einflüsse von außen sind nur einige wenige Substantive aus dem Sardischen, Arabischen und dem Toskanischen festzustellen. Mehr als 80% der Bevölkerung sprechen heute noch diesen Dialekt im Alltag.
Die Architektur, die Kultur, die Bräuche und die Sitten von Carloforte entsprechen immer noch den ligurischen.
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