Geschichte
Der Name Kamp kommt vom lateinischen campus und bedeutet Feld. Die Bezeichnung geht auf das Mittelalter zurück, da das Gebiet der Stadt hauptsächlich aus Sumpflandschaft bestand. Das war auch einer der Gründe, warum die Zisterzienser nicht, wie üblich, ihren Ordenssitz auf dem Land bauten, sondern auf eine Erhöhung, den Kamper Berg (Höhe: 45 m), verlegten.
Aus dem Altfränkischen stammt der Name Lintfort, der so viel wie „Saum des Moores“ bedeutet.
Die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Jungsteinzeit, etwa 3000 v. Chr. bis 1800 v. Chr. Die früheste schriftliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 856: ter eke in boicholt.
Am 31. Januar 1123 (damals wurde noch der Julianische Kalender angewandt, deshalb gibt es auch Schriften, die das Jahr 1122 angeben) wurde mit Unterstützung des Kölner Erzbischofs Friedrich I. das erste Zisterzienserkloster auf deutschem Boden gegründet.
Ausgehend vom Kloster Kamp wurden etwa 100 weitere Niederlassungen der Zisterzienser gegründet, die sich bis ins Baltikum erstreckten. Nach dem Truchsessischen Krieg (1583 bis 1588) verließ der letzte Abt das Kloster und erst 1640 kamen die ersten Zisterzienser zurück und bauten das Kloster wieder auf.
Nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1620) begannen die Spanier mit dem Bau der Fossa Eugeniana, die den Rhein mit der Maas verbinden sollte.
Dieser Kanal nahm seinen Verlauf direkt am Kloster vorbei. Auf dem Gebiet von Kamp-Lintfort wurden auch mehrere Schanzen zum Schutz gegen die Niederländer errichtet.
In den Jahren 1695 bis 1705 wurden unter den Äbten Holtmann, Ã Richterich und Norf die heutigen barocken Gebäude der Klosterkirche sowie des Krankenhauses (heute Pfarramt) errichtet. Weiterhin wurden an der Südseite der Klosterkirche umfangreiche Konventsgebäude errichtet. 1742 bis 1747 wurde unter dem Abt Daniels die prächtige Terrassengartenanlage am Südhang des Kamper Berges sowie ein schloßartiges Prälaturgebäude an der Westseite der Klosterkirche errichtet. Dem Kloster wurde der juristische Titel einer Prälatur mit eigener Rechtsprechung zuerkannt. Hierzu wurde auf dem Kamper Berg ein separates Gerichtsgebäude errichtet, welches heute als Denkmal erhalten ist. Nach der französischen Besetzung wurde das Kloster 1802 säkularisiert und die Mönche vertrieben; nur einer blieb, um die Seelsorge des Ortes weiterzuführen. Die umfangreichen Klostergebäude wurden mit Ausnahme der Kirche und dem Krankenhaus als Pfarrhaus abgebrochen. Der Terrassengarten blieb sich selbst überlassen und verwilderte.
Der heutige Stadtteil Hoerstgen bildete die gleichnamige Herrschaft, welche ein Lehen der Grafschaft Moers war. Sie ging durch Erbschaft über die von Drachenfels an die Mirlar zu Millendonk und 1754 an die Freiherren von Knesebeck über. Die Reichsunmittelbarkeit wurde von den Nachbarn Moers und Kurköln bestritten. Sie wurde wie die übrigen Teile des Niederrheins ab 1815 Teil Preußens.
Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel ein großer Teil des linken Niederrheins an Preußen. Die auf dem Stadtgebiet liegenden Bürgermeistereien Camp und Vierquartieren wurden dem Kreis Moers zugeordnet.
Am 1. Mai 1907 erfolgte der erste Spatenstich der Zeche Friedrich Heinrich, welche am 1. Juli 1912 die Kohleförderung aufnahm. Durch den nun folgenden Bau der Werkssiedlungen der Zeche sowie der gleichzeitig in Betrieb gekommenen Ziegelei Pauen in Kamperbruch bildete sich auf freier Fläche ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet.
In den Jahren 1928 bis 1930 wurde in Lintfort die Christuskirche als Hauptkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Lintfort errichtet. Diese Gemeinde hatte seit 1914 in der Zechensiedlung eine Notkirche unterhalten.
Ferner wurde in Lintfort die Filialgemeinde St. Josef eingerichtet, die ebenfalls zunächst in einer Notkirche untergebracht war. Von 1931 bis 1934 wurde für die Gemeinde St. Josef als Pfarrkirche von Lintfort ein prächtiger Kirchenbau errichtet.
1934 wurden die Orte Kamp und Lintfort zur Großgemeinde Kamp-Lintfort vereinigt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gemeinde nur teilweise zerstört. Insbesondere die zechennahen Bereiche der Altsiedlung wurden bei Bombardements in Mitleidenschaft gezogen.
Später wurden bei dem alliierten Vormarsch im Frühjahr 1945 der Bereich um das Kloster Kamp stärker in Mitleidenschaft gezogen.
Am 25. März 1945 trafen sich die Befehlshaber der alliierten Truppen im Neuen Casino der Zeche Friedrich Heinrich. Es waren dies der US-General und spätere US-amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower, Premierminister Winston Churchill und Field Marshal Bernard Montgomery.
Am 12. Februar 1950 wurden der Großgemeinde Kamp-Lintfort die Stadtrechte verliehen. Hierzu wurde die am 7. Januar ausgestellte Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte an Bürgermeister Robert Schmelzing übergeben. 1954 zog der Orden der (beschuhten) Karmeliter mit 9 Ordensleuten in das Kloster ein. 1957 wurde auf dem Zechengelände Friedrich Heinrich der neue Förderturm des Schachtes 1 eingeweiht und im Lauf der Zeit zu einem der Wahrzeichen der Stadt.
Die Feldhandballmannschaft des TuS Lintfort wurde 1959 mit einem 10:9 über Bayer 04 Leverkusen erstmals deutscher Meister, 1961 konnte der Titel ein weiteres Mal gegen den TSV Ansbach geholt werden.
Ab 1963 wurde auf der Schachtanlage Rossenray Kohle abgebaut. 1970 erhielt die Landschaft mit dem Bau des großen Förderturms Rossenray 1 eine weitere weithin sichtbare Landmarke.
Mit der Kreisreform 1975 wurde der Kreis Moers aufgelöst und die Stadt kam zum Kreis Wesel. Die geplante Eingemeindung nach Duisburg konnte verhindert werden.
In den siebziger und achtziger Jahren wurde auf dem brachliegenden Gelände der Ziegelei Pauen und angrenzenden Freiflächen eine völlig neu konzipierte Innenstadt mit neuem Rathaus errichtet. Diese bilden seither das kommunale Zentrum der Stadt.
1988 wurde mit der Wiederherstellung der brachliegenden Terrassengärten des Klosters Kamp begonnen. Dieser wurde am 1. Oktober 1990 mit einer feierlichen Veranstaltung wieder eröffnet.
Der Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, plante 2002 mit dem Orden der Karmeliter ein kulturelles und geistliches Zentrum auf dem Kamper Berg, da die Karmeliter den Konvent auflösten und nur ein Ordensangehöriger als Priester im ehemaligen Kloster verblieb.
Im Jahr 2003 feierte die Niederlassung der Firma Siemens in Kamp-Lintfort ihr 40-jähriges Bestehen. Nach einem Verkauf im Jahre 2005 an die taiwanesische Firma BenQ wurde 2006 Insolvenz beantragt und über 2000 Menschen wurden arbeitslos.
Am 28. November 2004 fusionierten alle katholischen Gemeinden der Stadt zu einer einzigen, der Gemeinde St. Josef.
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