Geschichte
Archäologischen Untersuchungen zufolge bestand bereits zwischen dem siebten und dem achten Jahrhundert eine Siedlung, die der Ausbeutung der Salzquellen an der Mündung der Persante diente. Kolberg wurde zuerst in der Chronik Thietmar von Merseburgs unter dem Namen salsa Cholbergiensis erwähnt, und zwar als Sitz des Bischofs Reinbern im Jahre 1000. Mit dessen Vertreibung ging einige Jahre später das Bistum wieder unter.
Die Stadt galt als Hauptstadt des Landes der Kaschuben, die ursprünglich zwischen Persante und dem Unterlauf der Weichsel siedelten.
Im Zuge der deutschen Ostkolonisation wurde Kolberg 1255 durch Herzog Wartislaw III. von Pommern und Bischof Hermann von Gleichen von Cammin etwa 2 km nördlich der bestehenden slawischen Siedlung neu mit regelmäßigem Stadtgrundriss angelegt. Die neue Stadt erhielt das Stadtrecht nach Lübischem Recht. Für die weiter bestehende ältere Siedlung kam der Name Alstadt-Kolberg auf. 1277 wurde Kolberg Teil des weltlichen Herrschaftsgebiets des Bistums Cammin und wurde Bischofssitz. Die Marienkirche wurde von Altstadt-Kolberg nach Kolberg verlegt, wodurch der ältere Ort immer mehr an Bedeutung verlor. Die Bürger lebten vorwiegend vom Seehandel, dem Salzabbau und der Fischerei. 1300 wurde mit dem Bau der Hauptkirche, dem heutigen Kolberger Dom, begonnen. 1361 trat Kolberg der Hanse bei und verblieb bis zum Jahre 1610 darin. In dieser Blütezeit der Stadt waren die Salzproduktion, der Salzhandel und der Fischfang die Haupteinnahmequellen Kolbergs und brachten viel Wohlstand. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts besaß Kolberg ein eigenes Münzrecht, das 1548 durch Kaiser Karl V. bestätigt wurde. 1530 wurde in Kolberg die Reformation eingeführt.
Im 17. Jahrhundert entvölkerte sich Kolberg durch die Pest und den Dreißigjährigen Krieg mit seinen Auswirkungen. 1627 besetzten kaiserliche Truppen die Stadt und befestigten sie. 1631 eroberten die Schweden Kolberg nach fünfmonatiger Belagerung. Hinterpommern kam nach dem Westfälischen Frieden 1648 an Brandenburg, Kolberg wurde aber erst 1653 von Schweden herausgegeben. Im Siebenjährigen Krieg wurde die Festung Kolberg gegen die Russen 1758 und 1760 erfolgreich verteidigt, kapitulierte aber schließlich am 16. Dezember 1761 infolge einer Hungersnot nach viermonatiger Belagerung durch russische Einheiten unter Pjotr Alexandrowitsch Rumjanzew-Sadunaiski. Zuletzt wurde sie 1807 durch die Truppen Napoleons belagert. Berühmt durch diese bis zum Tilsiter Frieden erfolgreich abgewehrte Belagerung wurden der Kommandant Gneisenau, der Freikorpsführer Schill und der Bürgerrepräsentant Nettelbeck. Dieser Erfolg wurde kurz darauf zur Legende, die im politischen Kräftespiel des 19. und 20. Jahrhunderts verschiedene Formen annahm. Zuletzt diente sie 1945 als Vorlage für den nationalsozialistischen Propagandafilm Kolberg.
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress gehörte die Stadt Kolberg 1816 zum Kreis Fürstenthum im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Mit Auflösung des Kreises Fürstenthum zum 1. September 1872 wurde Kolberg Sitz des Landrates für den neuen Kreis Landkreis Kolberg-Körlin.
In Kolberg verbüßten bekannte Persönlichkeiten wie Friedrich Ludwig Jahn (Turnvater Jahn), Arnold Ruge und Martin von Dunin ihre Festungshaft. Kolberg war bis 1872 Festung, blieb aber weiterhin Garnisonstadt.
.
1891 wurde durch amtliche Festlegung die Schreibweise der Stadt mit K = Kolberg angeordnet, die sich freilich seit Jahrzehnten eingebürgert hatte. Am 1. Mai 1920 verließ die Stadtgemeinde Kolberg den Kreis Kolberg-Körlin und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis.
Nach der Niederlegung der Festungswälle hatte sich die Bevölkerung bis zur Jahrhundertwende beinahe verdoppelt. Das 19. und frühe 20. Jahrhundert war gekennzeichnet durch einen langen wirtschaftlichen Aufschwung und die Entwicklung Kolbergs zu einem der größten deutschen See-, Moor- und Solebäder mit einem vergleichsweise hohem Niveau bei der Betreuung der Gäste. Wenn auch die meisten aus Berlin kamen, so übte doch Kolberg eine hohe Anziehungskraft auf Besucher aus den polnischen Gebieten Preußens, Rußlands und Österreichs aus - ihr Anteil lag um 1900 bei etwa 15%. In dieser Zeit lebten in Kolberg etwa 2% Polen und 1,5% Juden. Bei der letzten deutschen Volkszählung 1939 hatte Kolberg 36.760 Einwohner, von denen sich 94 % zum evangelischen Glauben bekannten.
Nach 1935 entstanden in Kolberg mehrere Kasernenkomplexe und ein Militärflughafen sowie eine Torpedoschule. Bei den Kämpfen um die Stadt vom 5. bis 19. März 1945 in der Schlacht um Ostpommern wurde Kolberg zu 90 Prozent zerstört, während es gelang, nahezu die gesamte Einwohnerschaft und zahlreiche Flüchtlinge, insgesamt 70000 Menschen auf dem Seeweg zu evakuieren. Nach Flucht und Vertreibung lebten im Mai 1945 nur noch etwa 2.200 Deutsche in Kolberg. Die neu hinzuziehenden polnischen Bürger der in KoÅ‚obrzeg umbenannten Stadt mussten die vollständig zerstörte Infrastruktur neu aufbauen.
1950 hatte die Stadt etwa 7.000 Einwohner, 1960 waren es bereits 17.000. Ab 1975 erfolgte eine Wende in der Baupolitik KoÅ‚obrzegs. Statt größerer Plattenbauten entstehen seitdem wieder vorwiegend kleinere Häuser auf dem alten, historischen Straßenraster.
In den letzten Jahren sind in der Innenstadt von KoÅ‚obrzeg viele Gebäude in einem altstadtgemäßen Stil errichtet worden und der Fremdenverkehr hat deutlich zugenommen.
•siehe auch Liste der Städte in Pommern (1945), Liste der Städte in Polen, Liste deutscher Bezeichnungen polnischer Orte, Liste der Städte in Hinterpommern,
Basierend auf dem Artikel KoÅ‚obrzeg der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen