Flagge von Slowenien

Slowenien

Hauptstadt
Ljubljana
 
Fläche
20.273 km²
 
Bevölkerung
1.966.000
 
pro km²
97 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
04.05.2024
06:16
 
 
+
»
 

Kočevje

Kočevje (deutsch Gottschee, italienisch Cocevie) ist der Name einer Stadt sowie der dazu gehörenden Gemeinde (občina) im zentralen bzw. südlichen Slowenien. Die in einer sehr stark bewaldeten Gegend gelegene Gemeinde hat 16.292 Einwohner (2002), eine Fläche von 564 km² und liegt an dem Fluss Rinse (Rinža). Im gleichnamigen Hauptort selbst leben 8.868 Einwohner (2002). Die Gegend ist unter anderem ein Refugium für Braunbären. Das Gottscheer Land war eine bis zum Jahr 1941 bestehende deutsche Sprachinsel innerhalb des geschlossenen slowenischen Sprachgebiets.

Gottschee entstand in den ersten drei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, als das Haus Ortenburg (eine Grafschaft in Oberkärnten) in diesem Gebiet deutsche Kolonisten ansiedelte, welche vor allem aus Tirol und Kärnten stammten. Diese rodeten zur damaligen Zeit den Urwald im Gebiet des Hornwalds (Kočevski Rog). 1377 wurde der Ort noch als Dorf mit Marktrechten erwähnt, während es ein Jahrhundert später – 1471 – Stadtrechte erhielt. Im 15. und 16. Jahrhundert mehrten sich Überfälle und Plünderungen durch die Türken. Als Folge wurde in dieser Zeit eine Stadtmauer gebaut, die allerdings im 18. Jahrhundert wieder abgebrochen wurde, damit die Stadt sich ausbreiten konnte.

Im Jahre 1893 wurde Gottschee an das Schienennetz angeschlossen. Dies machte es möglich, die im Gebiet vorkommende Braunkohle abzubauen. Bergbau findet inzwischen nicht mehr statt. Die während des Tagebaus entstandenen, mit Wasser gefüllten Gruben werden inzwischen als Naherholungsgebiete genutzt. Heute sind Textil-, Chemie- und Forstwirtschaft sowie Handel die wichtigsten Wirtschaftszweige.

Die Geschichte der Gottscheer ist ein Beispiel für den Missbrauch von nationalen Minderheiten. Die während des Zweiten Weltkrieges noch größtenteils deutschen bzw. deutschstämmigen Einwohner (Gottscheer) wurden - ähnlich wie die Südtiroler - zum politischen Verhandlungsgegenstand zwischen Hitler und Mussolini. Der Grund war, dass das besetzte Königreich Jugoslawien (und damit auch Slowenien) im Zweiten Weltkrieg zwischen den Siegern aufgeteilt wurde.

Als Ergebnis der Verhandlungen verzichtete Hitler auf Unterkrain. Damit kam die Gottschee unter italienische Verwaltung, ähnlich wie auch das Küstenland Sloweniens und Ljubljana. Als Ergebnis wurde der größte Teil der Gottscheer Bewohner zwischen November 1941 und Januar 1942 tiefer in das "Reich" umgesiedelt. Das neue Siedlungsgebiet sollte in der annektierten Untersteiermark bzw. in Deutschland liegen. Die Gottscheer bekamen in der Steiermark Höfe von selbst wiederum vertriebenen Slowenen. Von den ca. 4% zurückgebliebenen Deutschen schlossen sich viele den Partisanen an. Dies wird beispielsweise in der slowenischen politischen Wochenzeitschrift Mladina beschrieben .

Das Ergebnis von Umsiedlung und Vertreibung war, dass nach dem Krieg die deutsche Bevölkerung aus dem Gebiet fast völlig verschwunden ist. Die meisten der ehemals deutschen Siedlugnen wurden schon durch die italienischen Besatzer absichtlich zerstört und die Natur nahm sich das Land zurück. Das Gebiet blieb menschenleer. Heute gibt es nur noch wenige Deutschstämmige, die in diesem Gebiet leben. Im Dorf Občice (dt. Krapflern, Gemeinde Dolenjske Toplice) unterhalten sie eine Begegnungsstätte. In den vergangenen Jahren wird in der slowenischen Öffentlichkeit vermehrt kritisch über die Vertreibung der Gottscheer berichtet und es wird versucht ihren Beitrag in der Geschichte zu würdigen.

Bedingt durch die Möglichkeiten, sich in den dichten Wäldern von Kočevje zu verbergen und weite Strecken zurückzulegen, unterhielten die Partisanen dort ein Partisanenbasislager (Baza 20) und ein Lazarett. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Kočevje ein Teil des von Partisanen befreiten Gebietes. Vom 1. Oktober bis zum 3. Oktober 1943 fand hier der die „Vollversammlung von Kočevje“ (Zbor odposlancev slovenskega naroda) statt, in der 650 Delegierte den Anschluss von Primorska (Küstenland) an Slowenien beschlossen und eine Delegation zum „Antifaschistischen Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) entsandten, der am 29. November 1943 in Jajce stattfand.

In Kočevje findet sich eine neoromanische Kirche, die zwischen 1901 und 1903 nach den Plänen von Friedrich von Schmidt gebaut wurde, und eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert.

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