Flagge von Tschechien

Tschechien

Hauptstadt
Prag
 
Fläche
78.860 km²
 
Bevölkerung
10.209.000
 
pro km²
129 Einwohner
 
BIP/Einwohner
US-$
 

Datum & Zeit
03.05.2024
00:21
 
 
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»
 

Geschichte

Ende des 12. Jahrhunderts gründete der Adlige Hroznata in der Gegend des späteren Marienbad in einem Flusstal das Stift Tepl, das zum Prämonstratenser-Orden gehört. Zu dieser Zeit bestand das Gelände überwiegend aus Sumpf. Im 14. Jahrhundert wurde die durch die Pest völlig entvölkerte Gegend erneut von Deutschen besiedelt. Die Mönche entdeckten bereits im Mittelalter erste Heilquellen, die als „sauer“ oder Säuerling bezeichnet wurden. Bereits 1528 wurden die Quellen auf Geheiß von König Ferdinand I. auf ihren Gehalt untersucht. Aus der Ferdinandsquelle wurde danach Salz gewonnen, das sich aber wegen seiner abführenden Wirkung nicht als Kochsalz verwenden ließ; es handelte sich um Glaubersalz. 1679 erschien eine Schrift über sechs der Heilquellen.

Im 17. Jahrhundert badeten bereits Kranke aus der Umgebung in dem als heilend geltenden Schlamm und tranken das Wasser der bekannten „Auschowitzer Quellen“. Der Klosterarzt Dr. Johann Josef Nehr, Mitbegründer des Kurorts Marienbad, erkannte die Heilwirkung der eisenhaltigen, hypotonischen und mineralisierten Säuerlinge und regte die Gründung eines Heilbades an. Er ließ 1807 und 1808 die ersten beiden Badehäuser neben den Quellen errichten, vermutlich auf eigene Kosten. Dieses Gelände erhielt zu dieser Zeit den Namen Marienbad, nach der Marienquelle, die früher wegen ihres unangenehmen Geruchs Stinkquelle genannt wurde.

1813 wurde Karl Kaspar Reitenberger Abt des Stiftes Tepl. Abt Reitenberger unterstützte die Pläne Nehrs und war 1818 der Gründer des Kurortes Marienbad. Reitenberger verwendete einen Teil des Klostervermögens für den Aufbau des Badeortes und engagierte den Wenzel Skalnik, um die Sümpfe auszutrocknen und Parks anzulegen. Außerdem wurden von 1817 bis 1823 Kurgebäude gebaut; die Architekten waren Georg Fischer und Anton Turner. Reitenberger stieß jedoch auf Kritik von Seiten des Ordens, man warf ihm vor, das Geld des Klosters gewissermaßen in den Sumpf zu werfen. Er wurde seines Amtes enthoben, verließ Marienbad und ging nach Stift Wilten bei Innsbruck in Tirol. Die dankbare Stadt Marienbad ließ ihrem Begründer 1879 auf der Kreuzbrunnenpromenade ein Denkmal errichten.

1824 bestand Marienbad aus etwa 40 Gebäuden, besaß aber bereits einen gewissen Ruf als Kurort. Johann Wolfgang von Goethe war 1820 zum ersten Mal hier. Richard Wagner fand in der Abgeschiedenheit und Ruhe Marienbads Inspiration. Er entwarf hier zwei seiner wichtigsten Werke: Lohengrin und Die Meistersinger von Nürnberg. Erst 1865 erhielt der Ort die Stadtrechte. Der eigentliche Aufschwung des Kurbetriebs kam ab 1872 mit dem Anschluss an die Eisenbahn, wodurch eine direkte Verbindung nach Wien und Prag geschaffen wurde, ab 1898 auch nach Karlsbad.

1897 kam der spätere britische König Edward VII. zum ersten Mal zur Kur nach Marienbad, was den Ruf des Bades ungemein förderte. 1904 besuchte ihn hier der österreichische Kaiser Franz Joseph I.. Es war die Blütezeit des Bades. Zu dieser Zeit kamen in der Saison über 20.000 Gäste. Der Erste Weltkrieg bedeutete einen Einschnitt, doch ab 1920 - nach der Gründung der Tschechoslowakei - lebte die Kur wieder auf und 1929 wurde die Rekordzahl von 41.000 Kurgästen erreicht. Die entscheidende Zäsur kam mit dem Zweiten Weltkrieg, der das vorläufige Ende des internationalen Besucherzuspruchs bedeutete.

Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Am 27. April 1945 kamen im und um den Marienbader Bahnhof knapp 1.000 jüdische KZ-Häftlinge aus dem Lager Rehmsdorf zum Teil durch MG-Beschuss aus sowjetischen Flugzeugen aber auch unter Beteiligung der einheimischen Bevölkerung ums Leben.

Die Stadt Marienbad hatte am 1. Dezember 1930 7202, am 17. Mai 1939 7706 und am 22. Mai 1947 nur noch 6027 Bewohner. Die gesamte deutschsprachige Bevölkerung wurde durch Tschechen, die hauptsächlich aus Zentralböhmen kamen, ausgetauscht. Aufgrund der BeneÅ¡-Dekrete wurden die Deutschen, ganz gleich ob sie für oder gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten gewesen waren, 1945 enteignet und vertrieben.

Die Kureinrichtungen wurden 1946 verstaatlicht; Marienbad wurde zu einem Kurort für sozialistische Arbeiter. 1952 wurde hier ein Balneologisches Forschungszentrum gegründet. Seit 1989 wurde mit der Sanierung und Restaurierung wichtiger Gebäude begonnen. Heute setzt man wieder stark auf ausländische Kurgäste.

Basierend auf dem Artikel Marienbad der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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