Geschichte
In der Umgebung des Ortes findet man viele Zeugen der Nuraghenkultur, Nuraghensiedlungen, Dolmen, Troglodytische Gräber und Gigantengräber.
• Im Widerstand gegen die zahlreichen Eroberer Sardiniens bildete sich eine Banditenkultur, die im 19. Jahrhundert auch Gegenstand von kriminologischen Studien wurde. So schuf Alfredo Niceforo, ein Anhänger von Cesare Lombroso, in seinem Buch Die Kriminalität in Sardinien den Mythos, dass die Sarden zur Kriminalität vorbestimmt seien.
• 500 bewaffnete Orgolesen stürmten und plünderten 1894 den Ort Tortolì, um das Vermögen eines Großgrundbesitzers zu erbeuten, viele kamen dabei selbst um.
• Von 1903 bis 1917 herrschte in Orgosolo eine blutige Familienfehde (disamistade), Auslöser soll der Überlieferung nach der Streit um das Erbe des 1903 verstorbenen reichsten Orgolesen Diego Moro gewesen sein. Die Fehde teilte die Einwohnerschaft in zwei verfeindete Hälften und in diesen Jahren fielen der Blutrache mehr als 50 Menschen zum Opfer. Nachdem 1917 durch Prozesse eine Versöhnung erreicht zu sein schien, brach nach ca. 30 Jahren die disamistade wieder aus. Die Bedrohung der Blutrache, aber auch die Besetzung durch die Carabinieri und die willkürlichen Verhaftungen der „festländischen“ Behörden trieb erneut Männer dazu, sich in den Bergen zu verstecken und somit häufig zum Bandit zu werden. Die Unterstützung durch die Dorfbevölkerung gegen die verhassten Carabinieri war ihnen meist sicher. Orgosolo wurde so zum "Banditennest" erklärt. „Die Zentrale der Gesetzlosen, wo die Menschen den Hass mit der Muttermilch einsaugen“ stand in italienischen Zeitungen.
• In der bitteren Armut der 1950er Jahre bat die Lehrerin und Schriftstellerin Maria Giacove in einem Brief in ganz Italien um Spenden - Betten, Kleidung, Nahrung und Spielsachen für die Kinder von Orgosolo.
• 1961 wurde das englische Journalistenpaar Townley entführt und später ermordet - eine Tat, die schwer in die archaischen Regeln der Hirten und Gesetze der Blutrache einzuordnen ist.
• 1969 errang die Dorfgemeinschaft einen friedlichen Sieg gegen den "Kontinent": Auf dem Pratobello - dem traditionellen Weideplatz des Dorfes zwischen Orgosolo und Fonni - sollte ein NATO-Truppenübungsplatz entstehen. Als die Soldaten und Panzer anrückten, stellte sich ihnen jedoch quasi die gesamte Bevölkerung Orgosolos entgegen. Durch die Blockade der Straßen und Besetzung der Weiden konnte sie schließlich den Rückzug der Truppen erreichen.
• Seit den 1990er Jahren ist der Protest gegen die Erweiterung des Nationalparks "Golfo di Orosei" auf das Gennargentu-Gebirge ein Thema. Auf dem Papier besteht der Nationalpark bereits, ist jedoch noch keinesfalls umgesetzt.
Basierend auf dem Artikel Orgosolo der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
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