Geschichte
Die erste gesicherte Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1307 . Der Name bedeutet "Am Fluss Gege/ Jäge" gelegen (pr. pa: an; gegis: Hain,Erlenwald, Heuwiesen, Äcker). Es war die Zeit, als der Deutsche Orden im Zuge der Christianisierung der Prußen seinen nordöstlichsten Vorstoß abgeschlossen hatte. Da deutsche Bauern wenig Interesse an der Besiedlung der Wildnis nördlich der Memel hatten, zogen vorwiegend litauische Flüchtlinge dort hin, die in ihrer noch heidnischen Heimat ihren Glauben nicht ausüben konnten. Wegen der größtenteils unzugänglichen Landschaft war die Grenze zwischen dem Ordensstaat und Litauen lange Zeit unbestimmt, sie wurde erst 1398 vertraglich festgelegt. Danach wurde das Dorf PagÄ—giai oder Pogegen durch die Ordens-Komturei Ragnit verwaltet. Unter dem Einfluss der Ragniter Schalauerburg strahlte das Deutschtum weiter nach Norden aus, so dass sich die ehemals litauischen Einwanderer mehr und mehr assimilierten und vielfach die deutsche Sprache als Zweitsprache annahmen.
Die Einwohner Pogegens lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft und der Fischerei auf der Memel. Sie teilten bis ins 18. Jahrhundert hinein das Schicksal des Memellandes, das immer wieder durch Einfälle von Litauern, Russen und Schweden sowie unter Pest und Cholera litt. Erst Mitte des 19. Jahrhundert besserten sich die Verhältnisse. Die Nähe zum aufstrebenden Ragnit, das seine Handelsbeziehungen nach Norden ausdehnen wollte, verhalf Pogegen zum Anschluss an die neu geschaffenen modernen Verkehrswege, wie die Chaussee in Richtung Riga und die am 15. Oktober 1875 fertig gestellte Bahnlinie Memel - Tilsit - Insterburg. Am 12. August 1902 wurde die Kleinbahnstrecke Pogegen - Schmalleningken eröffnet, mit der auch die östlich gelegene Region verkehrsmäßig erschlossen wurde. Mit 684 Einwohnern, die sowohl 1885 als auch 1910 ermittelt wurden, blieb Pogegen jedoch noch ein relativ unbedeutender Ort, in dem es lediglich einige wenige Geschäfte und Handwerksbetriebe sowie ein Gasthaus, zwei Restaurants, eine Käserei, einen Bierverlag und eine Viehhandels-Gesellschaft gab.
Schwere Zeiten musste Pogegen während des Ersten Weltkrieges über sich ergehen lassen, denn bereits im Herbst 1914 kam es zu Einfällen russischer Truppen, die plünderten, zerstörten und Zivilisten verschleppten. Nach Kriegsende kam es zu tief greifenden politischen Veränderungen, denn der Versailler Vertrag von 1919 hatte die Gebiete nördlich der Memel vorbehaltlich einer späteren staatlichen Zuordnung von Preußen abgetrennt. Das nun so genannte Memelland wurde am 15. Februar 1920 unter französische Militärverwaltung gestellt und in neue Verwaltungsbereiche aufgeteilt. Wegen seiner verkehrsmäßig günstigen Lage wurde Pogegen als Sitz der Verwaltung des neu geschaffenen gleichnamigen Kreises bestimmt. Da der Ort bisher hauptsächlich nur aus einer Ansammlung bäuerlicher Gehöfte bestand, war der erste von den Franzosen eingesetzte Landrat, der deutsche Regierungsassessor Graf Hardenberg, gezwungen, eine völlig neue Infrastruktur aufzubauen. Dazu gehörte auch die Eingemeindung des Nachbardorfes Benningkeiten. Am 10. Januar 1923 (am Tag vor dem französischen Einmarsch ins Ruhrgebiet) besetzten litauische Soldaten als Freischärler getarnt unter Bruch des Versailler Vertrages das Memelland. Der Völkerbund sah sich gezwungen, der Einverleibung des Memellandes in den litauischen Staat zuzustimmen, erreichte jedoch ein Autonomiestatut unter seiner Aufsicht. Durch den Zugzug von Personal für die Kreisverwaltung kam es zu einer schnellen Aufwärtsentwicklung von Pogegen. Es entstanden zahlreiche neue Handwerksbetriebe, in Bahnhofsnähe entstand ein Geschäftsviertel, eine landwirtschaftliche Realschule und ein litauisches Progymnasium wurden eröffnet. Für die Energieversorgung wurde ein eigenes Elektrizitätswerk errichtet. 1925 hatte sich die Zahl der Einwohner um mehr als das Doppelte auf 1.404 erhöht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die große Landgemeinde jedoch immer noch keine eigene Kirche, sie gehörte nach wie vor zum Kirchspiel Tilsit-Land. Da die Tilsiter Kirche wegen der Grenzziehung immer schwieriger zu erreichen war, wurde 1933 in Pogegen eine kleine Kirche errichtet, der 1938 auch noch ein Turm angefügt wurde.
Die bereits 1926 in Litauen an die Macht gekommene faschistische Regierung gab noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, aber auf ultimativen deutschen Druck, das Memelland am 22. März 1939 an Deutschland zurück. Durch eine Neuordnung der Landkreise verlor Pogegen am 1. Oktober 1939 seinen Status als Kreisort und wurde mit 2.761 Einwohnern in den Landkreis Tilsit-Ragnit eingegliedert. Während des 2. Weltkrieges unterhielt die deutsche Wehrmacht in Pogegen ein Kriegsgefangenenlager für Offiziere. Erst am 23. März 1943 erhielt die Gemeinde Pogegen unter Umbenennung ihres Namens in "Ordenswalde" die Stadtrechte verliehen. So schreibt es sinngemäß der frühere Bürgermeister von Pogegen bzw. Ordenswalde, Richardt Brandt, auf Seite 90 f. des Buchs "Der Kreis Tilsit-Ragnit" von Fritz Brix. In der letzten Phase des Krieges wurde Pogegen, das zuvor schon bei Rückzugsgefechten der deutschen Wehrmacht Zerstörungen erlitten hatte, am 20. Oktober 1944 von der sowjetischen Roten Armee erobert. 1947 wurden die ehemals deutschen Gebiete nördlich der Memel der sowjetischen Unionsrepublik Litauen zugeschlagen. Pogegen erhielt seinen litauischen Ortsnamen PagÄ—giai und wurde wieder Kreisstadt, nachdem es aus dem Landkreis Silute ausgegliedert worden war.
Quellen:
1) Brix, Fritz: Der Kreis Tilsit-Ragnit. Lüneburg 1971
2) Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland. Oldenburg (Oldb) 1968
3) Plieg, Ernst A.: Das Memelland 1920 - 1939. Würzburg 1962
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