Geschichte
Susdal ist eine der ältesten russischen Städte, archäologisch ist eine Besiedlung seit dem 9. Jahrhundert belegt, die erste schriftliche Erwähnung erfolgte 1024. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle des heutigen Susdal erstmalig ein Kreml, also eine Festung errichtet. Diese war in den folgenden Jahrhunderten mehrmals von Angreifern zerstört und von den Susdalern wiederaufgebaut worden. Bereits in den Jahren 1222–1235 entstand im Susdaler Kreml die Muttergottes-Geburts-Kathedrale, die bis heute weitgehend in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben ist und damit einer der ältesten bis heute erhaltenen russisch-orthodoxen Kirchenbauten ist.
Die Muttergottes-Geburts-Kathedrale entstand gerade zu der Zeit, wo Susdal als Hauptstadt des Kiewer Russischen Fürstentums Wladimir-Susdal seine Blüte erlebte. Dies dauerte bis Anfang des 13. Jahrhunderts. Danach, als die Fürstentumshauptstadt nach Wladimir verlegt wurde, verlor Susdal seine frühere Bedeutung. Dem Aufschwung der Stadt wurde schließlich ein Ende gesetzt, als im Jahre 1238 das Fürstentum Wladimir-Susdal durch die Goldene Horde unter Batu Khan erobert wurde. Dabei wurde Susdal trotz erbitterten Widerstands der Einheimischen eingenommen, ausgeraubt und teilweise zerstört.
Im 14. Jahrhundert versuchte Susdal die Unabhängigkeit gegen das aufstrebende Moskauer Großfürstentum zu verteidigen und verband sich dazu mit Nischni Nowgorod zum Fürstentum Susdal-Nischni Nowgorod, das aber 1392 von Moskau unterworfen wurde. Damit endete die Zeit Susdals als politisches Zentrum. Es blieb aber Bischofssitz und entwickelte sich zu einem bedeutenden religiösen Zentrum. Zahlreiche steinerne Kirchen- und Klosterbauten wurden neu errichtet oder an Stelle früherer, hölzerner Bauten wiederaufgebaut. Unter den vom 13. bis 17. Jahrhundert in Susdal entstandenen Sakralgebäuden sind beispielsweise das Alexanderkloster (laut einer Legende von Alexander Newski gegründet), das Maria-Gewandsniederlegungs- und das Wassili-Kloster sowie der erzbischöfliche Palast, der jahrhundertelang als Wohngebäude für Susdaler Geistliche diente, zu nennen.
Im frühen 17. Jahrhundert erlebte Susdal erneut schwierige Zeiten: Es wurde von Krimtataren und zweimal von Polen-Litauen überfallen sowie mehrfach von Großbränden und Seuchen heimgesucht. In der zweiten Jahrhunderthälfte konnte sich die Stadt jedoch von diesen Katastrophen wieder erholen. Zu dieser Zeit wurden die Kremlmauern mit Wachtürmen neu erbaut sowie mehrere weitere Kirchengebäude errichtet. Nach der Gebietsreform Ende des 18. Jahrhunderts wurde Susdal Kreiszentrum innerhalb des neu gebildeten Wladimirer Gouvernments. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand der hohe Glockenturm des Maria-Gewandsniederlegungs-Klosters zum Andenken an die Siege russischer Armee im Krieg gegen Frankreich 1812. Auch im 19. Jahrhundert gab es in Susdal kaum Industrie, die Stadt war vorwiegend landwirtschaftlich geprägt, und auch beim Bau der Eisenbahnverbindung von Moskau nach Nischni Nowgorod blieb Susdal außen vor. Die Stadt behielt jedoch ihre große Bedeutung als religiöses Zentrum und Pilgerstätte.
Während des Zweiten Weltkriegs war in Susdal Generalfeldmarschall Friedrich Paulus und andere Generäle der 6. Armee nach der Niederlage in Stalingrad in den ersten Monaten nach ihrer Gefangennahme interniert. Das Gefängnis befand sich in den Räumlichkeiten des Erlöser-Jewfimi-Klosters, das noch im 18. Jahrhundert von Katharina der Großen als Gefängnis für festgenommene Teilnehmer des Pugatschow-Aufstandes genutzt wurde.
Zu den Sowjetzeiten verlor Susdal zwar für rund 70 Jahre seine Bedeutung als religiöses Zentrum, entwickelte sich jedoch allmählich zu einer bedeutenden Fremdenverkehrsstätte. Die meisten Kirchen und Klöster Susdals bilden zusammen mit anderen markanten Architekturdenkmälern der Region seit den 1960ern das sogenannte Wladimir-Susdaler Museumsreservat. Es ist heute Bestandteil der touristischen Route des Russischen Goldenen Rings. Auch ist Susdal eine der von Touristen meistbesuchten Städte im europäischen Teil Russlands.
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