Geschichte
Das heutige Twardogóra entstand als Marktort an einer Handelstraße von Breslau nach Posen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Vestenberg, als es am 1. September 1293 von Herzog Heinrich I. von Glogau das Neumarkter Stadtrecht erhielt. Seit dem 14. Jahrhundert gehörte Festenberg dem Herzogtum Oels an, das 1329 von Polen abfiel und sich Böhmen anschloss. Nachdem die Stadt während der Hussitenkriege (1432–1434) in Mitleidenschaft gezogen wurde, errichteten die Bewohner gegen Ende des 15. Jahrhundert einen Verteidigungsbau, der die Stadt vor weiteren Zerstörungen bewahren sollte und 100 Jahre später durch eine Burg ersetzt wurde. Auch wenn Festenberg 1526 mit dem Herzogtum Oels an die katholischen Habsburger fiel, wurde vom Landesherrn Karl I. von Münsterberg im Herzogtum Oels die Säkularisation von katholischem Kircheneigentum durchgeführt. Seine Söhne setzten sein Werk fort und führten 1538 die Reformation ein.
Seine erste Blütezeit erlebte Festenberg unter den Württembergern, die 1647 das Herzogtum übernahmen. Eleonore, die Gattin Herzog Sylvius Friedrich I., machte sich besonders um die weitere Entwicklung und den Ausbau Festenbergs verdient. Mit dem Oberring ließ sie einen zweiten Marktplatz mit der evangelischen Kirche Zum Kripplein Christi anlegen und die Festenberger Burg zu einem Barockschloss umgestalten, so dass Festenberg erst damals städtischen Charakter annahm. Außerdem wurde die Stadt für 100 Jahre von jeglichen Abgaben befreit.
Damals entwickelte sich die Tuchmacherei zum wichtigsten Erwerbszweig Festenbergs. Besonders die Festenberger Juden, die seit dem 17. Jahrhundert aus Polen geflüchtet waren und sich in der Stadt niedergelassen hatten, waren in diesem Handwerk tätig. Sie besaßen in Festenberg neben einer Schule auch einen alten Friedhof auf dem so genannten Judenberg, der nach dem Zweiten Weltkrieg eingeebnet wurde. 1740 bzw. 1742 kam Festenberg an Preußen, wurde bald darauf 1743 von Heinrich Graf Reichenbach gekauft und 1744 Teil seiner neuen Standesherrschaft Goschütz. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Tuchindustrie wegen Wassermangels und der Abwanderung der meisten Handwerker in die neuen großen Textilindustriegebiete, vor allem in und um Lodz, einen Niedergang.
Als Ersatz entwickelte sich jedoch die Holzverarbeitungsindustrie zum Hauptwirtschaftszweig, weshalb Festenberg später auch den volkstümlichen Beinamen „Tischlerstadt“ erhielt. Im 19. Jahrhundert weitete sich die Stadtbebauung immer mehr aus, so dass zwei neue Friedhöfe der katholischen und evangelischen Gemeinde außerhalb der Stadt, anstelle der früheren innerstädtischen Friedhöfe, angelegt wurden. Mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung wurde 1901 eine Wasserleitung angelegt, 1910 wurde die Stadt elektrifiziert und 1908 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Ausdruck dieser Entwicklung waren auch neue Institutionen wie eine Bank, eine Druckerei, das Amtsgericht samt Gefängnis und das Rathaus am Ring, die vor dem Ersten Weltkrieg in Festenberg entstanden. Das Stadtgebiet von Festenberg vergrößerte sich 1908 und 1912 als der gesamte Gutsbezirk Alt Festenberg und 1910, als die Landgemeinde Alt Festenberg (1895: 668 Einwohner) eingemeindet wurden.
Am 23. Januar 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee besetzt und mit Kriegsende Teil Polens, wobei der Ortsname in Twardogóra übersetzt wurde. Im Jahre 1947 wurde das Reichenbachsche Barockschloss im heutigen Ortsteil Goszcz (Goschütz) niedergebrannt, nachdem zuvor gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das Festenberger Schloss geplündert worden war.
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