Lagerstätten und Bergbau
Der Bergbau hat in der Region und im Gemeindegebiet eine lange Tradition und dürfte bis in die Frühzeit zurückreichen. Es ist davon auszugehen, dass keltische und germanische Volksstämme das in dieser Gegend in schmalen Spalten des Deckdiabas vorkommende Hämatit (über 70 % Eisen) bereits für ihre Waffenherstellung nutzten. Bergbau wurde über das gesamte Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit hinein betrieben. Davon zeugen Waldschmieden, die Raseneisenerz verarbeiteten und das Hüttenwerk beim Ortsteil Hütte der Gemeinde Wommelshausen. Dieses Werk bestand nur kurze Zeit, etwa von Anfang bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1499 wird hier ein “Schyluckemoller uss der moelen uff der schmytten†genannt. Diese Mühle mit Schmiede (Standort Hüttner Mühle) könnte die Vorläuferin der Wommelhäuser-Hütte gewesen sein. Die verarbeiteten Erze kamen aus Wommelshausen, Bottenhorn und Dernbach.
Als das Hüttenwerk geschlossen wurde, mussten zum Beispiel 1680 die Einwohner aus Wommelshausen Eisensteine zur Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebes zur Bieberhütte bei Rodheim fahren. Die Bottenhorner hatten von 1668 bis 1677 die Auflage, Erz zur Ludwigshütte bei Biedenkopf bringen. Eine Aufstellung aus dieser Zeit belegt, welche Gemeinde wie viel Eisenerz zur Ludwigshütte zu fahren hatte: Bottenhorn 126 Maß, Günterod 102 Maß, Endbach 100 Maß, Hartenrod 91 Maß, Schlierbach 45 Maß und Wommelshausen 85 Maß. So eine Eisensteinfahrt dauerte einen ganzen Tag.
Ein Protokoll einer Möllerung (Hochofenfüllung) der Ludwigshütte aus dem Jahre 1849 führt unter anderem auch sechs Karren Eisensteine aus Dernbach auf.
Welchen Umfang und welche Bedeutung der Bergbau einst im heutigen Gemeindegebiet hatte, verdeutlicht die nachstehende Zusammenstellung. Genannt sind nur namentlich bekannte Erzförderstätten. Von den übrigen zahlreichen namenlosen Fundstellen aus dem frühen und hohen Mittelalter zeugen heute nur noch zugefallene Stollenmundlöcher, Gruben und Halden, sowie Endsilben in Flurnamen wie etwa -kaute oder -griww = Grube.
In Günterod wurde Am Schönscheid ab 1775 nach Kupfer und Blei und im 19. Jahrhundert auch nach Schwerspat gegraben. Von 1977 Bis 1982 ließ die Bundesanstalt für Geowissenschaften Aufschlussbohrungen Am Schönscheid auf Schwerspat, Kupfer und Silber durchführen. Der sinkende Metallpreis verhinderte einen Ausbau.
Ab 1674 bis 1878 wurde in der Grube Grüner Baum in Hartenrod Kupfer- und Bleierz gefördert; am Eisenberg grub man von 1775 bis 1830 nach Eisen, Kupfer, Nickel, Zink und Malachit. Hessen ließ ab 1733 fünf neue Bergwerke im Obergericht Amt Blankenstein (heutiges Gemeindegebiet) anlegen, davon zwei in Hartenrod und eins in Wommelshausen. Ab 1783 förderte man aus der Jakobsgrube Kupfererz und von 1800 bis 1846 aus den Gruben Hirschhohl und Holde Eintracht Kupfer- und Zinkerz. In dieser Zeit bestand auch eine Bronzegießerei in Hartenrod. Bereits 1828 hatte man Schwerspat entdeckt, konnte aber damit zunächst nichts anfangen. Erst ab 1884 nahm die Grube Bismarck die Förderung von Schwerspat und Kupfer auf. Diese Grube blieb bis 1957 in Betrieb. Im der angeschlossenen Spatmühle wurde auch der Spat aus der unmittelbar an der Grenze (Gemeinde Wallenfels im Schelderwald) gelegenen Grube Koppe verarbeitet. Das Schwerspatvorkommen in Hartenrod war eines der bedeutendsten in Deutschland und gab zeitweise bis zu 180 Beschäftigten Arbeit und Brot.
In der Bottenhorner Grube Versöhnung baute man 1845 Eisen-, Kupfer- und Nickelerze ab, 1858 wurde am Kreuzberg nach Roteisenstein geschürft und 1870 ein Schwerspatvorkommen aufgefahren, das man 1956 nochmals mit dem Barbara-Schacht aktivierte.
In Dernbach reicht die Eisenerzförderung weit zurück ins Mittelalter zum Beispiel aus den Gruben in der Gemarkung Ruremerk (Rote Mark), die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebeutet wurden. Der danach in Betrieb genommene Stollen Elisabeth erbrachte Eisenerz und Schwerspat. In den 1920er Jahren teufte man den Schacht Germania ab, aus dem ebenfalls Spat gefördert wurde.
Auch Wommelshausen kann eine weit ins Mittelalter zurückreichende Bergbaugeschichte vorweisen, wie die einstige Wommelshäuser-Hütte belegt. Die zahlreichen Flurnamen mit der Endung -griww (Grube) deuten darauf hin. Roteisenstein tritt heute noch an vielen Stellen zutage. Ab 1654 wurde der Eisenerzbergbau wieder verstärkt betrieben. 1733 ließ der Landgraf eine neue Grube anlegen. Mündlich überliefert sind mehrere ehemalige Abbaustellen. Namentlich bekannt ist aber nur die Grube Rainborn.
Alle in der Aufstellung genannten Vorkommen sind aus wirtschaftlicher Sicht heute nicht mehr abbauwürdig.
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