Geschichte
Das Gebiet um Kastoria war schon in prähistorischer Zeit besiedelt. Nahe der Ortschaft Dispilio 7 km nördlich der Stadt Kastoria wurden Überreste einer neusteinzeitlichen (neolithischen) Siedlung am Ufer des Kastoria-Sees gefunden. In der Antike war Kastoria eine Siedlung in der antiken Landschaft Orestis. Im zweiten Makedonisch-Römischen Krieg (201-197 v. Chr.) ergab sich Kastoria den römischen Truppen. Zur Zeit des Römischen Reiches bestand an Stelle des heutigen Kastoria die Siedlung Celetrum. Mit der Reichsteilung des Römischen Reiches fällt Kastoria (Celetrum) 395 n. Chr. unter die Kontrolle Byzantinischen Reiches. Im weiteren Verlauf der Geschichte bis 550 n. Chr. war Kastoria unter dem Namen Diolektianopolis bekannt. Der byzantinische Kaiser Justinian versieht die Stadt im Jahr 550 n. Chr. mit einer Festungsanlage und benennt sie in Iustianianopolis um.
Der bulgarische Zar Samuil erobert Kastoria 990 für das erste bulgarische Reich, dessen Hauptstadt das weiter nördlich gelegene Ohrid ist. 1018 gelingt dem Byzantinischen Reich unter Kaiser Basileios II. die Rückeroberung Kastorias gegen den bulgarischen Zaren Iwan Wladislaw.
Die Normannen unter ihrem Anführer Robert Guiscard und seinem Sohn Bohemund dringen von der heutigen albanischen Adriaküste (Valona, Durazzo bzw. Durres) entlang des Flusses Devol in das Landesinnere und erobern 1083 Kastoria.
1218 gelingt dem Despotat Epirus die Eroberung von Kastoria. Die Stadt verbleibt unter dessen Herrschaft knapp 40 Jahre bis 1259, als Kastoria 1259 von Truppen des byzantinischen Kaiserreich Nikaia erobert wurde; der sich der Stadt aufhaltende Despot von Epirus, Michael II. Angelos muss Kastoria verlassen. Der serbische König Stefan UroÅ¡ IV. DuÅ¡an erobert Kastoria 1345. Die Stadt bleibt bis zum Jahr 1380 unter serbischer Kontrolle, fällt anschließend für kurze Zeit an das Byzantinische Reich zurück. 1385 wird Kastoria von Truppen des Osmanischen Reiches erobert.
Unter der osmanischen Herrschaft steigt die wirtschaftliche Bedeutung Kastorias, vor allem durch das Pelz- bzw. Kürschnerhandwerk, erheblich an. Neben Siatista und Ohrid war Kastoria regelmäßig auf Messen und Märkten zwischen Leipzig und Istanbul vertreten. Der Pelzhändler Manolakis stiftete in Konstantinopel (Istanbul) aus seinem privaten Vermögen eine kirchliche Hochschule in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Auch in Kastoria selbst bestand eine bedeutende griechische Schule. Griechische Händler aus Kastoria waren beispielsweise 1767 Johann Narantzi (Ioannis Narantzis) und Ralli Diamandi in Wien.. Der englische Reisende William Martin Leake berichtet Anfang des 19. Jahrhunderts, dass sich die Bevölkerung von Kastoria sich aus 600 Familien zusammensetze: ein Zehntel davon seien jüdische Familien, die restliche Bevölkerung teile sich gleichmäßig zwischen Griechen und Türken (Osmanen) auf. Die die Stadt umgebenden Dörfer gibt Leake als ausschließlich griechisch an, mit Ausnahme von osmanischen (türkischen) Verwaltungsbeamten. Eine slawische Bevölkerungsgruppe erwähnt Leake aus unbekannten Gründen nicht. Leake bemerkt, dass Kastoria seit seiner Beschreibung durch Anna Komnena in ihrer Alexiade seit dem 12. Jahrhundert im wesentlichen unverändert sei. Anfang des 19. Jahrhunderts unterstand der Bischof von Kastoria dem Erzbischof in Ohrid.
Im Jahr 1900 setzte sich die Bevölkerung der Stadt nach Angaben des bulgarischen Ethnographen Wassil Kyntschow folgendermaßen zusammen: 3000 Griechen, 1600 Türken, 750 Juden, 300 Albaner, 300 Slawen ("Bulgaren") und 240 Roma. Schriftliche Hinweise für eine jüdische Gemeinde finden sich ab dem Jahr 1400. In diesem Zeitraum hat der jüdische Vorbeter David B. Elieser in Kastoria gelebt. Nach Irmela Banco waren Kastoria und Kozani sowie Serres die „wichtigsten Griechenstädte in Makedonien.“ 1445 wird ein bulgarischer Bevölkerungsanteil durch das Stadtregister offiziell registriert.
Kastoria wurde in der Zeit der osmanischen Herrschaft als ein Zentrum der griechischen Kultur angesehen, in welchem die griechische Sprache, Sitten und Gebräuche sowie die griechisch-orthodoxe Religion gepflegt wurden. Handel und Wirtschaft in der Region blühten, die Pelzwirtschaft entstand. Kunst und Literatur konnten sich entfalten.
Die Herrschaft des Osmanischen Reiches endet 1912: Im Verlauf des Ersten Balkankrieges wurde die Stadt Kastoria am 15. November 1912 von griechischen Truppen erobert. 1913 wird Kastoria im Frieden von Bukarest endgültig dem griechischen Staat zugeordnet. Zwischen 1912 (Ende des ersten Balkankrieges) und 1922 (Ende des griechisch-türkischen Krieges) wurden in der heutigen Verwaltungsregion Westmakedonien, darunter auch die Präfektur und Stadt Kastoria, erhebliche Bevölkerungsanteile „ausgetauscht.“ Bulgarische und türkische (osmanische) Bevölkerungsanteile verließen bzw. mußten die Region verlassen, griechische Bevölkerungsanteile zogen freiwillig oder vertrieben aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten zu. Ende der 1920er Jahre hatte Kastoria ca. 10.000 Einwohner.
Mitte April 1941 eroberten deutsche Truppen Kastoria im Rahmen des Unternehmens Marita im Zweiten Weltkrieg. Der erste Angriff der eingesetzten SS-Division Leibstandarte Adolf Hitler scheiterte am 15. April 1941 zunächst am heftigen griechischen Widerstand. Der vorhergehende italienisch-griechische Krieg, welcher am 28. Oktober 1940 mit dem Einmarsch italienischer Truppen von Albanien aus begann, hatte in der Stadt Kastoria keine Kampfhandlungen zur Folge. Kastoria wurde nach der griechischen Kapitulation Ende April 1941 der italienischen Besatzungszone zugeschlagen. Die italienische Besatzung dauerte bis September 1943, dem Übertritt Italiens von den Achsenmächten zu den Alliierten an. Das deutsche Regiment „Brandenburg“ hatte die Aufgabe zugewiesen bekommen, die knapp 3.000 in Kastoria stationierten italienischen Soldaten des 1. Regimentes der Division „Pinerolo“ (heutiger italienischer Truppenverband: Infanteriebrigade Pinerolo) zu entwaffnen, was trotz erheblicher Spannungen ohne Anwendung von Waffengewalt gelang.
Im Griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949 erlebte Kastoria im Dezember 1947 einen massiven Zustrom von Flüchtlingen aus den umliegenden Dörfern; 12.000 Flüchtlinge konzentrierten sich in den beiden Städten Kastoria und Argos Orestiko. Wenige Monate später, im März 1948, beherbergte die 1940 11.000 Einwohner zählende Stadt Kastoria zeitweilig 6.000 Flüchtlinge aus den Dörfern in der Umgebung.
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