Geschichte
Reste von Kupferschmelzöfen aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. bezeugen, dass die erste Besiedelung der Hochebene bereits in prähistorischer Zeit erfolgte. Über die Herkunft dieser Siedler und deren Leben ist nur sehr wenig bekannt.
Aus der Zeit zwischen ca. 1000 v. Chr. und 1000 n. Chr. gibt es weder archäologische noch schriftliche Quellen und Hinweise, so dass davon ausgegangen wird, dass die Hochebene in diesen rund 2000 Jahren unbesiedelt war. Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1422 dürfte die Besiedlung der Hochebene von Lusern im 11./12. Jahrhundert durch bayerisch-tirolerische Zuwanderer erfolgt sein, die wohl vom Bischof von Trient ins Land geholt worden waren.
Wenige Familien (noch heute trägt ein Großteil der Einwohner den Nachnamen Nicolussi: 12 der 15 Mitglieder (= 80 Prozent) des im Mai 2005 neu gewählten Gemeinderats heißen so) legten den abseits aller Verkehrswege gelegenen Ort an, der wirtschaftlich immer isoliert war. Ende des 16. Jahrhunderts wurde Lusern als Ansiedlung mit etwa 100 Einwohnern beschrieben. Am 4. August 1780 trennte sich Lusern von der Gemeinde Lavarone und wurde selbstständig als Gemeinde mit zur damaligen Zeit ca. 250 Einwohnern.
Im Jahre 1911 wurde ein großer Teil des Dorfes, dessen Häuser vorwiegend mit Holzschindeln gedeckt waren, durch einen Brand zerstört. Das Dorf wurde gleich wiederaufgebaut, vor allem dank großer Unterstützung aus Österreich. Im Ersten Weltkrieg lag Lusern zeitweise direkt an der Dolomitenfront (die damals ca. 900 Einwohner wurden innerhalb weniger Stunden nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn am 23. Mai 1915 nach Böhmen (Bezirk Aussig) ausgesiedelt). Vom Krieg zeugen noch einige gut erhaltene monströse Festungsbauten (Werk Lusern, it. Campo di Luserna/Werk Verle, nach dem Buch von Luis Trenker gelegentlich auch Fort Rocca Alta genannt, it. Forte Busa di Verle/Posten Vezzena, it. Forte Vezzena: Observationsfestung auf dem mit 1908 m höchsten Berg der Hochebene) und ein liebevoll gepflegter Soldatenfriedhof (Costalta). Die größte Festung (Werk Gschwent, it. Forte Belvedere) in diesem Abschnitt der Dolomitenfront befindet sich im nahen Lavarone. Sie ist restauriert, zu besichtigen und vermittelt anschaulich die beklemmende Realität des Dolomitenkriegs. Zeitweise war auch Luis Trenker dort stationiert.
1919 kam Lusern mit Welschtirol an Italien, gleichzeitig stieg die Bevölkerungszahl nach der Rückkehr der evakuierten Luserner (Januar 1919) innerhalb weniger Jahre auf fast 1200 an, sank jedoch Mitte der 30er-Jahre aufgrund von Auswanderungen während der Weltwirtschaftskrise wieder auf ca. 850. Während der Faschistenzeit (1922–1943) wurden alle zimbrischen Traditionen und die Sprache im öffentlichen und privaten Bereich infolge der Politik der Italianisierung durch Mussolini und Ettore Tolomei unterdrückt und verboten. Die ab 1939 von Hitler und Mussolini erzwungene Option zwang einen Großteil der Einwohner zu einer neuerlichen Aussiedlung und verschärfte nach der endlich ermöglichten Rückkehr die Armut. Als Gastarbeiter in der Schweiz, in Deutschland und vor allem in den Wirtschaftszentren Oberitaliens konnten sich die Luserner in den letzten Jahrzehnten einen bescheidenen Wohlstand erarbeiten. Die meisten dieser auswärts arbeitenden Luserner halten engen Kontakt mit ihrer Heimatgemeinde und viele kehren nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit wieder nach Lusern zurück.
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 80er-Jahre hinein führte das Zimbrische in Lusern ein Nischendasein und war durch die starke Abwanderung auf Grund fehlender Infrastruktur und schlechter wirtschaftlicher Chancen von langsamer Auszehrung bedroht. Erst seit wenigen Jahren werden die zimbrischen Traditionen und vor allem die Wirtschaftsentwicklung (in erster Linie Fremdenverkehr) von der Provinz Trient, der Region Trentino-Südtirol, dem italienischen Staat und der EU unterstützt.
Im August 1993 besuchte der damalige österreichische Außenminister Alois Mock Lusern und sicherte die Unterstützung der Sprachinseln der Zimbern zu.
Seit 2001 besteht eine Gemeindepartnerschaft mit Tiefenbach bei Landshut.
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