Geschichte
Reit im Winkl soll von den Herren von Neuburg-Falkenstein gegründet und erstmals in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1160 genannt sein, wobei nach heutigem Stand der Forschung eine Ersterwähnung als „St. Pankraz am Eck“ um 1215 angenommen wird.
Der Ort änderte mehrmals seinen Namen, wobei der Bezug zum Winkel oder zur Entstehung durch Rodung immer bestehen blieb. Er gehörte seit 1275 zum Pflegegericht Marquartstein, Rentamt Burghausen im Fürstentum (später Kurfürstentum) Bayern und kirchenrechtlich zum Bistum Chiemsee.
1505 wird Reit im Winkl in Folge des Landshuter Erbfolgekriegs als Grenzort zu Tirol festgelegt, die benachbarten, zuvor zu Bayern gehörenden Gerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg werden Tirol zugeschlagen.
Reit im Winkl bleibt von den kriegerischen Handlungen des Dreißigjährigen Krieges verschont, jedoch wird durch herumziehende Personen die Pest ins Dorf gebracht. An dieses Ereignis erinnern drei damals (aus tiefem Glauben heraus) gestiftete Pestsäulen.
1738 wird in Reit im Winkl eine Volksschule in der Stube des Müllerbauern eingerichtet, die jedoch aufgrund des Einsatzes der Kinder bei den oft harten landwirtschaftlichen Arbeiten, der strengen Winter und des Desinteresses der Eltern anfangs wenig frequentiert wird.
1805 erfolgt, nach der 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss festgelegten Säkularisation, die Gründung der Pfarrei Reit im Winkl.
Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
1826 wird in Reit im Winkl der letzte Wolf geschossen. Dies ist auch Anlass für die Gründung des ältesten Vereins am Ort, der Musikkapelle, die bei diesem Ereignis als Musik im Freudenzug von Seegatterl nach Reit im Winkl mit dem geschossenen Wolf das erste Mal genannt wird.
1842 wird an der Grenze ein Zollamt eingerichtet. Dieses wird, nach einer Auflösung im Zuge des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich in den Jahren 1938 bis 45, 1998 im Zuge des Beitritts Österreichs zum Schengen-Abkommen aufgelöst. 1894 wird eine Gendarmeriestation eingerichtet, die nach dem ? als Grenzpolizeistation bis 1995 besteht.
1861 kommt Reit im Winkl zum königlich bayerischen Bezirksamt Traunstein. 1873 wird die erste Postkutsche von Unterwössen nach Reit im Winkl eingerichtet, in Reit im Winkl entsteht eine Postfiliale. Um 1875 werden in ganz Bayern Feuerwehren gegründet, so auch 1879 in Reit im Winkl.
Mit dem Bau eines Wasserkraftwerks am Grünbühel hält 1906 die Elektrizität Einzug in Reit im Winkl. 1911 wird ein Krankenhaus, das heutige Senioren- und Pflegeheim, gegründet.
1923 wird die Waldbahn Ruhpolding-Reit im Winkl eröffnet (Einstellung 1931), 1925 erfolgt die Aufnahme einer Kraftpostlinie von Marquartstein her und 1937 wird eine direkte Buslinie München-Reit im Winkl eingerichtet (Auflösung 1996). 1938 erfolgt der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, die Grenze ist somit bis 1945 aufgelöst.
1941 wird der erste Kindergarten von der Nationalsozialistischen Wohlfahrt gegründet.
Von Kriegshandlungen blieb Reit im Winkl im 2. Weltkrieg weitgehend verschont, lediglich in den letzten Kriegstagen zwischen dem 5. und 7. Mai 1945 gab es Gefechte in Seegatterl, am 8. Mai wird der Ort an die Amerikaner übergeben, nachdem wenige Tage zuvor schon Amerikaner irrtümlich (sie hielten Reit im Winkl für Reith bei Kitzbühel) im Ort waren. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes, dem Einmarsch der Amerikaner und der Neugründung des Freistaates Bayern bleibt die Gemeinde Reit im Winkl identisch mit der Vorkriegsgemeinde. Die Einwohnerzahlen bleibt wegen der nur kurzfristigen Einquartierungen eines Großteils der dem Ort zugewiesenen Heimatvertriebenen relativ konstant.
1953 entdeckt Pfarrer Wiesheu den Gletscherschliff am Wimmerkreuz, somit kann die geologische Vorgeschichte des Ortes beschrieben werden.
Basierend auf dem Artikel Reit im Winkl der freien Enzyklopädie Wikipedia unter der GNU Free Documentation License.
Quelle | Autoren und Artikelversionen