Sehenswürdigkeiten
Ilmenau besitzt einen kleinen Altstadtkern, der in den Jahren 1752 bis etwa 1760 nach dem letzten großen Stadtbrand von 1752 entstand. Viele der öffentlichen Bauten sind daher im spätbarocken Stil erbaut. Den Zweiten Weltkrieg überstanden die Gebäude der Stadt unbeschadet. In den Jahren zwischen 1995 und 2003 wurden große Teile der alten Bausubstanz saniert, sodass die Fußgängerzone ein gepflegtes Äußeres erhalten hat. Sie besteht aus der Friedrich-Hofmann-Straße im Osten, der Marktstraße im Norden und der Straße des Friedens im Westen. Diese drei Straßen treffen sich am Apothekerbrunnen, dem zentralen Platz der Stadt.
Der Marktplatz liegt am nördlichen Ende der Marktstraße. Er wurde 1996 umgestaltet. Hier befinden sich neben dem Hennebrunnen, dem Hauptbrunnen der Stadt, auch das Rathaus und das Amtshaus im spätbarocken Stil.
Das Rathaus ist ein zweigeschossiger Profanbau aus den Jahren 1768 bis 1786. Es entstand damals auf den Ruinen des Vorgängerbaus aus dem Jahr 1625, der beim Stadtbrand von 1752 zerstört wurde. Das Rathausportal und der südöstliche Erker überstanden den Stadtbrand und konnten deshalb in den Neubau integriert werden. Diese beiden Gebäudeteile zeigen noch den Renaissancestil. Über dem Eingang ist eine Sandsteintafel angebracht auf der neben dem Stadtwappen auch zwei in lateinischer Sprache verfasste Texte integriert sind. Sie schildern den Hergang des Stadtbrandes von 1624 sowie die Geschichte des erstmals 1426 erwähnten Rathauses, welches auch im Jahr 1603 bereits einmal einem Brand zum Opfer gefallen war. Über dem Portal auf dem Dach des Rathauses befindet sich ein kleiner achteckiger Turmaufbau mit einer Uhr und einer Glocke aus dem Jahr 1918. Die Baupläne des heutigen Rathauses stammen von Gottfried Heinrich Krohne, dem damaligen Weimarer Hofbaumeister. Das Ilmenauer Rathaus war seit 1691 auch gleichzeitig Sitz des Bergamtes. Deshalb wurde es für Johann Wolfgang Goethe im Rahmen seiner Tätigkeit als Geheimer Bergrat zu einer wichtigen Wirkungsstätte. Die Großherzoglich Sächsische Bezirksdirektion erteilte im Jahr 1900 eine Genehmigung zum Bau von drei weiteren Flügeln für das Rathaus, da die Stadt inzwischen stark gewachsen und das Platzangebot im Altbau nicht mehr ausreichend war. So entstand bis 1902 hinter dem Rathaus ein Anbau mit weiteren Verwaltungsräumen. Im Kellergewölbe des Rathauses befindet sich heute die Gaststätte „Ratskeller“. Alle anderen Räumlichkeiten des Altbaus und des Anbaus von 1902 werden heute von der Stadtverwaltung genutzt. Außerdem nutzt die Stadtverwaltung noch das Nachbargebäude, die alte Ilmenauer Volksschule aus dem 18. Jahrhundert mit. Mit ihm ist das Rathaus über eine gläserne Brücke verbunden.
Der Hennebrunnen am Marktplatz ist der größte und der älteste Brunnen der Stadt. Er wurde 1732 errichtet und war der einzige Brunnen, der den Stadtbrand von 1752 überstand. Die Architektur des etwa vier Meter hohen Brunnens zeigt Einflüsse aus dem italienischen Raum. Auf einem etwa 2,5 Meter hohen Sandsteinsockel ruht eine große Kupferschale in deren Mitte eine etwa einen Meter hohe wasserspeiende Henne steht. Die achteckige Kupferschale hat acht Abflüsse aus denen das Wasser in das untere große Brunnenbecken plätschert. Der Brunnen ist mit Linden umpflanzt. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.
Das Amtshaus an der Nordseite des Marktplatzes stammt aus den Jahren 1753 bis 1756, da der Vorgängerbau aus dem Jahr 1616 ebenfalls beim großen Stadtbrand 1752 zerstört wurde. Architekt des Wiederaufbaus war hier - ebenso wie bei den anderen öffentlichen Gebäuden Ilmenaus - Gottfried Heinrich Krohne, der Weimarer Hofbaumeister. Das Amtshaus diente den Herzögen von Weimar als Residenz, wenn sie in der Stadt weilten. Deswegen wurde es manchmal auch als das „Ilmenauer Schloss“ bezeichnet, was jedoch nicht korrekt ist, da sich das Ilmenauer Stadtschloss anderswo befand. Vermutlich wurde das erste Amtshaus auf den Ruinen eines Nebengebäudes der Wasserburg an dieser Stelle errichtet. Das Amtshaus war weiterhin Sitz eines vom Weimarer Hof eingesetzten Amtsmannes, der das Amt Ilmenau verwaltete. Außerdem war es Justizsitz. Das Amtshaus wird noch bis 2009 umgebaut. Dabei soll das hier seit 1910 ansässige Stadtmuseum erweitert werden und im Erdgeschoss die Touristeninformation der Stadt einziehen. Das Stadtmuseum beinhaltet Ausstellungsstücke zu den Themen Goethe, Bergbau, Glas und Porzellan in Ilmenau. Goethe verbrachte 1776 erstmals einige Tage im Amtshaus. Auch später weilte er oft dort. Dabei wurde er vom Treiben auf dem Marktplatz zu einigen Inhalten des 2. Buches von Wilhelm Meisters Lehrjahre inspiriert.
1996 wurde auf dem Marktplatz vor dem Amtshaus ein Denkmal zu Ehren Goethes aufgestellt. Es zeigt ihn als älteren Mann in einem für seine Lebensepoche üblichen Mantel sitzend auf einer Bank in Lebensgröße. Das Denkmal ist aus Kupfer gefertigt.
In nordöstlicher Richtung, unweit des Marktplatzes, liegt die Ruine der Ilmenauer Wasserburg. Diese wurde Anfang des 14. Jahrhunderts errichtet. Ihr Zweck war der Schutz der Handelsroute Lübeck - Erfurt - Nürnberg - Venedig, die durch die Stadt führte. In der Umgebung findet man noch zahlreiche weitere für diese Aufgabe erbaute Burgen, z.B. das Schloss Elgersburg in Elgersburg, die Ehrenburg in Plaue oder die Alteburg in Arnstadt. Die Ruinen der Wasserburg wurden Ende der 1990er-Jahre bei Bauarbeiten entdeckt und freigelegt. Heute sind sie teilweise unter freiem Himmel und teilweise im Erdgeschoss des neuen Finanzamtes zu sehen.
Nahe bei Wasserburg und Markt liegt auch der Ilmenauer Friedhof. Er besteht aus einem historischen Teil vor und einem „normalen“ Teil hinter der Kreuzkirche. Auf dem Historischen Friedhof fand u.a. die Goetheschauspielerin Corona Schröter ihre letzte Ruhestätte. Die Kreuzkirche (auch Friedhofskirche oder veraltet Gottesackerkirche genannt) stammt aus dem Jahr 1852 und ist ein schlicht gehaltener kleiner Kapellenbau. Es gab hier jedoch schon vorher eine Kirche. Diese gelangte nach dem Stadtbrand von 1752, als die große Stadtkirche zerstört wurde, zu besonderer Bedeutung. Damals wurden für einige Jahre die Gottesdienste in die Kreuzkirche verlegt bis die Wiederaufbauarbeiten an der Stadtkirche 1761 abgeschlossen waren.
Östlich von Markt und Wasserburg befindet sich die Alte Münze. Sie wurde 1691 errichtet und diente zur Herstellung von Ausbeutetalern mit dem im Ilmenauer Bergbau gewonnenen Silber. Stillgelegt wurde die Münzprägestätte erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Heute wird das kleine Gebäude am Wallgraben vom Stadtmuseum für Veranstaltungen genutzt.
Verlässt man den Marktplatz über die Marktstraße, so gelangt man zur Stadtkirche „St. Jakobus“. Sie ist die größte Kirche der Stadt und wurde zwischen 1760 und 1761 im spätbarocken Stil erbaut, nachdem der Vorgängerbau dem Stadtbrand von 1752 zum Opfer fiel. Die Kirche beherbergt neben der 3.400 Mitglieder zählenden Lutherischen Kirchengemeinde auch die mit 65 Registern größte Orgel Thüringens. Sie wurde von der Ludwigsburger Firma Walcker gefertigt und 1911 eingeweiht. Sehenswert ist auch die prunkvolle Kanzel im Kirchinneren, die fälschlicherweise immer wieder für den Altar der Kirche gehalten wird. Die Stadtkirche steht auf dem Kirchplatz. Dort befindet sich auch das Gemeindehaus, welches ein typisches Beispiel für die Architektur spätbarocker Profanbauten darstellt. Auf dem Kirchplatz ist auch der Luther-Kandelaber aus dem Jahr 1894 zu finden, der damals anlässlich des 375. Jahrestages der Einführung der Reformation in Henneberg aufgestellt wurde.
Südlich an den Kirchplatz schließt sich der Platz am Apothekerbrunnen an. Er ist Treffpunkt der drei Straßen, die gemeinsam die Fußgängerzone bilden und somit der „Mittelpunkt der Stadt“. Geprägt wird er durch fünf markante Gebäude: am Nordrand steht die Stadtapotheke, welche die älteste Apotheke Ilmenaus ist. Rechts daneben befindet sich die Buchhandlung Grimm in einem alten Handelshaus. Bemerkenswert sind hier die klassizistischen Plastiken an der Hausfassade, die u.a. Hermes, den Götterboten darstellen. Am Südrand befindet sich der „Sächsische Hof“. Dieser Prachtbau aus der Zeit des Historismus diente einst als Poststation der Grafen von Thurn und Taxis bzw. bis 1887 als Hauptpostamt (Vorgängerbau) sowie als Hotel und Gaststätte (heutiger Bau). Östlich des Sächsischen Hofes steht das „Verlagshaus G. Reiter & Erben“ im klassizistischen Stil. Es war bis 1945 Sitz der Ilmenauer Tageszeitung „Die Henne“, wo der spätere Reichstagspräsident Paul Löbe zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Lehre als Drucksetzer absolvierte. Heute wird das Gebäude von Allianz-Versicherung und Commerzbank gemeinsam genutzt.
Am Ende der östlich vom Apothekerbrunnen abzweigenden Friedrich-Hofmann-Straße liegt der Wetzlarer Platz. Er ist seit 1990 nach der hessischen Partnerstadt Ilmenaus, Wetzlar, benannt. An seinem südlichen Rand befindet sich die Alte Försterei. Sie wurde 1733 errichtet und ist der einzige Bestandteil des Stadtschlosses, der den Brand von 1752 überstand. Der Rest dieses kleinen, 1730 bis 1746 erbauten Rokoko-Schlosses wurde vernichtet und nicht wieder aufgebaut. Die Alte Försterei diente Goethe mehrmals als Quartier und wird heute für wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Auf dem Wetzlarer Platz befindet sich auch eine Gedenkstätte für die Ilmenauer Holocaust-Opfer, die aus einem Gedenkstein und einer Informationstafel besteht. Ebenfalls auf dem Platz steht die Wettersäule aus dem Jahr 1895. Sie ist mit verschiedenen meteorologischen Messinstrumenten aus Ilmenauer Produktion ausgestattet und wurde 2004 restauriert. Im Jahr 2004 wurde hier auch ein Liquid-Chronometer aufgestellt. Dabei handelt es sich um eine Uhr, die die Zeit durch die Höhe einer Flüssigkeitssäule anzeigt. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität entwickelt.
Verlässt man den Apothekerbrunnen in westlicher Richtung, so gelangt man nach kurzem Weg zur Lindenstraße. Sie ist der „Boulevard“ Ilmenaus, was an der sehr breiten Anlage der Straße sichtbar wird. Die Lindenstraße wurde unter dem Gesichtspunkt angelegt, das Kurviertel im Südwesten der Stadt mit dem Zentrum zu verbinden. In der Mitte der Lindenstraße befindet sich eine Fahrspur, daneben rechts und links je zwei Reihen Linden und daneben bzw. darunter der Fußgängerbereich. Am Beginn der Lindenstraße steht das Hotel „Zum Löwen“, in dem Goethe seinen letzten Geburtstag 1831 feierte. Hier stand früher auch das Endleichtor, eines der fünf Ilmenauer Stadttore. Analog dazu hieß der Bereich der heutigen Lindenstraße „Endleich“. Es war die größte Ilmenauer Vorstadt. Vor dem Hotel „Zum Löwen“ steht ein in den 1990er-Jahren aufgestellter Brunnen, der zwei tanzende Ziegen zeigt. Die Ziege ist ein „Maskottchen“ Ilmenaus. Weiter hinten in der Lindenstraße steht das „Wenzelsche Haus“. Es war früher das Kursächsische Postamt und zeitweise der Wohnsitz des Goethefreundes Karl Ludwig von Knebel. Bis 2008 ist in dem Haus die Touristeninformation der Stadt untergebracht. Ein weiteres markantes Gebäude in dieser Straße ist die alte Kurverwaltung. Dieser zweistöckige, klassizistische Bau wurde 2000 umfassend saniert.
Außerhalb des Stadtkerns ist das „Zechenhaus“ sehenswert. Es wurde 1730 erbaut und ist somit das älteste noch erhaltene Gebäude der Altstadt (noch älter ist die Dorfkirche im nahen Ortsteil Ilmenau-Roda von 1573). Als Sitz der Bergverwaltung war es auch eine Wirkungsstätte Goethes. Nahe dem Zechenhaus steht die „Bergmannskapelle“. Dieses kleine Holzgebäude diente den Bergmännern zum Gebet, bevor sie einfuhren.
Sehenswert ist auch der Campus der Technischen Universität, welcher seit 2000 durch einige imposante Neubauten ergänzt wurde. Akzente wurden dabei auf die Verwendung von Glas und Stahl als Baumaterialien gelegt.
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